Auf einen Blick
- Initiative will Genderstern in Zürich verbieten
- Designer Yannik Zamboni verteidigt Genderstern als Symbol der Inklusion
- Abstimmung am 24. November betrifft nur Stadtverwaltung
Dieser kleine Stern sorgt gerade für mächtig Stress in Zürich. Die Rede ist vom Genderstern. Eine Initiative will der Stadtverwaltung verbieten, den Stern weiterhin in offiziellen Texten zu verwenden. Bei einer Annahme dürfte die Stadt beispielsweise nicht mehr von Lehrer*innen oder Velofahrer*innen schreiben. Abgestimmt wird am 24. November, es ist die erste Volksabstimmung dieser Art in der Schweiz.
Hinter der Initiative «Tschüss Genderstern» steckt Susanne Brunner (52). Die Co-Präsidentin der Stadtzürcher SVP und Kantonsrätin lancierte gemeinsam mit einem überparteilichen Komitee aus Parlamentariern aus SVP, FDP, GLP, Mitte und SP die Initiative, nachdem die Stadt ihr Reglement über die sprachliche Gleichstellung angepasst hatte. «Der Staat hat die Sprache zu einem politischen Instrument gemacht, aber die Sprache gehört uns allen», sagt Brunner zu Blick.
«Es ist mehr als ein Satzzeichen»
Nun bringt sich auch Yannik Zamboni (38), Designer und Aktivist, in die Diskussion ein. Zamboni, bekannt aus der Modewelt und seinen Auftritten neben seiner guten Freundin Heidi Klum (51), bezieht klar Stellung: Der Genderstern muss bleiben.
In den «EqualVoice»-Grundsätzen der Redaktion ist festgehalten, dass Blick inklusiv, verständlich und überlegt formuliert. Das heisst im Alltag: Wir bevorzugen neutrale Begriffe (zum Beispiel Feuerwehrleute statt Feuerwehrmänner), wechseln männliche und weibliche Form ab oder benutzen beides. Wenn mal nur die männliche oder nur die weibliche Form vorkommt, machen wir kein Büro auf.
Gendersternchen, Doppelpunkt mitten im Wort oder generisches Femininum werden möglichst vermieden, sind aber in ausgewählten Formaten in bestimmten Kanälen möglich. Wie sich eine Person identifiziert (non-binär, transgender etc.), ist ihre Sache. Blick respektiert alle Geschlechteridentitäten und stellt die Person so dar, wie sie sich sieht.
In den «EqualVoice»-Grundsätzen der Redaktion ist festgehalten, dass Blick inklusiv, verständlich und überlegt formuliert. Das heisst im Alltag: Wir bevorzugen neutrale Begriffe (zum Beispiel Feuerwehrleute statt Feuerwehrmänner), wechseln männliche und weibliche Form ab oder benutzen beides. Wenn mal nur die männliche oder nur die weibliche Form vorkommt, machen wir kein Büro auf.
Gendersternchen, Doppelpunkt mitten im Wort oder generisches Femininum werden möglichst vermieden, sind aber in ausgewählten Formaten in bestimmten Kanälen möglich. Wie sich eine Person identifiziert (non-binär, transgender etc.), ist ihre Sache. Blick respektiert alle Geschlechteridentitäten und stellt die Person so dar, wie sie sich sieht.
Für ihn wäre ein Verbot ein Rückschritt. «Der Genderstern ist mehr als nur ein Satzzeichen», betont er gegenüber Blick. «Er ist ein Symbol für alle Menschen, die sich jenseits der traditionellen Geschlechterrollen wiederfinden.» Wenn man etwas für jemanden machen könne, «ohne dass es jemandem schmerzt, warum sollte man dagegen sein?», fragt der Designer rhetorisch.
Ebenfalls gegen das Verbot äussern sich alt Nationalrätin Doris Fiala (67, FDP), SP-Nationalrätin Anna Rosenwasser (34) oder Schwulenaktivist Ernst Ostertag (94). Letzterer sagt, man könne zum Genderstern verschiedene Meinungen haben, das gehöre zur Demokratie. «Verbieten kann man ihn nicht. Das wäre Diktatur und damit unschweizerisch.»
Die Gegenseite führt sprachliche Argumente gegen das Sternchen ins Feld, vor allem aufgrund sprachlicher Klarheit und Lesefreundlichkeit. Brunner und ihre Mitstreiter argumentieren, dass Texte durch die Nutzung des Gendersterns komplizierter und schwerer lesbar würden, besonders für Menschen mit Leseschwierigkeiten. «Das heutige Reglement ist ein moralischer Fingerzeig gegenüber den Bürgern», sagt Brunner. So sei der Genderstern nicht offiziell in der deutschen Rechtschreibung verankert und führe bei vielen Menschen eher zu Verwirrung und zu Verärgerung.
Für Zamboni ist das jedoch kein stichhaltiges Argument: «Das höre ich immer nur von Menschen, die nicht betroffen sind.» Mit einer «so kleinen Sache» wie dem Genderstern könne man Leute sichtbar machen, die zur Gesellschaft gehörten.
«Sprachpolizei» befürchtet
Für Brunner hat der Kampf gegen den Genderstern und die «Sprachpolizei» eine persönliche Vorgeschichte. 2019 verweigerte das Büro des Zürcher Gemeinderats, eine Interpellation von ihr anzunehmen, da sie fast ausschliesslich die männliche Form verwendet hatte. Brunner akzeptierte das nicht, wehrte sich und bekam vom Bezirksrat recht, eine Rechtsgrundlage für die Rückweisung fehlte.
Wird die Initiative in zwei Wochen in Zürich angenommen, könnte dies Signalwirkung haben. Auch in anderen Regionen ist die Verbannung des Gendersterns in Planung.
Ein SVP-dominiertes Komitee strebt beispielsweise ein Verbot der «Gendersprache» an den Schulen im Baselbiet an. Im Kanton Schwyz wiederum hat die Junge SVP eine ähnliche Initiative lanciert: Allerdings gibt es gar keinen Genderstern in der offiziellen Kommunikation des dortigen Kantons.
Die junge SVP fordert darum – mit prominenter Unterstützung des SVP-Präsidenten Marcel Dettling (43) im Komitee –, Behörden sollen künftig das generische Maskulinum verwenden. Bezeichnungen mit weiblicher Endung, wie beispielsweise «Bürgerinnen», wäre nach Annahme der Initiative grundsätzlich verboten in Schriften von Kanton, Gemeinden und Bezirken. Ausser es sind explizit nur Frauen gemeint – dann bleibt «Bürgerinnen» weiterhin erlaubt.