Der Regierungsrat des Kantons Zürich weist Vorwürfe wegen der Jugend-Asylunterkunft in der Zürcher Polizeikaserne zurück. Ihm seien keine Missstände bekannt, hat er in einer am Donnerstag publizierten Interpellations-Antwort festgehalten.
Seit Anfang Jahr wird die ehemalige Polizeikaserne in der Stadt Zürich als Asylunterkunft genutzt. Neben Erwachsenen und Familien leben dort auch bis zu 90 unbegleitete Jugendliche – sogenannte MNA, was für «Mineurs non accompagnés» steht. Sie sind auf einer eigenen Etage untergebracht.
Nachdem der «Tages-Anzeiger» über zu enge Platzverhältnisse und zu wenig Betreuung berichtet hatte, verlangten SP, Grüne und AL Informationen zu den mutmasslichen Missständen.
9,1 Quadratmeter pro Jugendlichem
Der Regierungsrat – zuständig ist die Sicherheitsdirektion unter Mario Fehr (64) – sieht jedoch keinerlei Missstände, wie er festhält. In der Polizeikaserne gebe es für die unbegleiteten Jugendlichen zwölf unterschiedlich grosse Schlafräume sowie fünf Aufenthalts- und Lernräume. Bei einer Vollbelegung stünde jedem Jugendlichen so im Schnitt 9,1 Quadratmeter zur Verfügung.
Die Regierung betonte auch, dass die Betreuung rund um die Uhr gewährleistet sei. Es gebe Beschäftigungsmöglichkeiten innerhalb der Unterkunft und Aktivitäten ausserhalb. Auch Integrationskurse würden stattfinden. Zwei Mal pro Woche sei zudem eine psychologische Fachperson anwesend, um die Jugendlichen zu betreuen. Unter der Woche seien ausserdem stets Pflegefachpersonen vor Ort.
Angaben über allfällige Gewaltvorfälle, psychiatrische Notfälle oder Suizidversuche wollte der Regierungsrat keine machen. Als Grund gibt er den Persönlichkeitsschutz an.
Weitere Unterkunft in Uster geplant
Die Zahl der unbegleiteten Minderjährigen in der Schweiz hat sich in den vergangenen 14 Monaten verdreifacht. Zehn Prozent aller Asylgesuche stammen aktuell von Minderjährigen. Der Kanton Zürich ist verpflichtet, 17,9 Prozent dieser Jugendlichen aufzunehmen und unterzubringen.
Aktuell sind dies rund 500 junge Geflüchtete. Der Kanton rechnet aber damit, dass diese Zahl weiter steigen wird. Aus diesem Grund plant er in Uster eine weitere Unterkunft.
Ebenfalls für Kritik sorgte die MNA-Unterkunft Lilienberg in Affoltern am Albis. Der Kanton reagierte und entschied, künftig dort weniger Jugendliche unterzubringen. Die Belegung wurde von 90 auf maximal 60 Jugendliche reduziert, und die Asylorganisation Zürich musste das Fachpersonal aufstocken. (SDA)