Zürcher Gemeindepräsidenten warnen
Asylsuchende könnten bald in Armeezelten schlafen

Die Lage im Asylbereich ist im Kanton Zürich weiter angespannt. Wenn sie sich weiter verschärft, könnten Flüchtlinge vermehrt in Zivilschutzanlagen oder sogar Armeezelten untergebracht werden.
Publiziert: 03.11.2023 um 15:16 Uhr
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Aktualisiert: 03.11.2023 um 17:49 Uhr
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2015 wurden bereits Armeezelte als temporäre mobile Asylunterkünfte in Aarau genutzt.
Foto: Keystone

Die Lage im Asylwesen spitzt sich zu. Der Kanton Zürich warnt am Freitag an einer Medienkonferenz: In vielen Gemeinden seien die Flüchtlingsunterkünfte so gut wie ausgeschöpft. Falls die Asylzahlen weiter steigen, würden Armeezelte zur Unterbringung zum Thema, sagte Jörg Kündig, Präsident des Verbands der Gemeindepräsidien.

Zürich ist kein Einzelfall. Sowohl der Bund als auch die Kantone erachten die Situation als angespannt, schreibt die Konferenz der kantonalen Sozialdirektorinnen und -direktoren in einer Medienmitteilung. Der Bund soll alles unternehmen, damit die Kantone nicht vorzeitig Asylsuchende zugewiesen bekommen. Das ist im Spätherbst 2022 passiert. «Viele Kantone stossen auch bezüglich Rekrutierung von Betreuungspersonal an ihre Grenzen.» Um künftig nicht mehr im Krisenmodus arbeiten zu müssen, soll die geltende Notfallplanung überarbeitet werden.

«Keine geeignete Lösung»

Asylsuchende in Zelten? Die Warnung kommt just an dem Tag, als es in ersten Gemeinden in höheren Lagen der Schweiz zum Wintereinbruch kam. Die Schweizerische Flüchtlingshilfe schreibt auf Blick-Anfrage: «Freistehende Zelte stellen, insbesondere in der aktuellen Jahreszeit, keine praktikable oder geeignete Lösung dar.»

Allenfalls könnten sie in Kombination mit der Nutzung von Hallen eingesetzt werden, um diese in kleinere Wohneinheiten zu unterteilen. «Trotzdem gehört auch die Unterbringung in Hallen zu den letzten aller möglichen Massnahmen und sollte vermieden werden.» Insbesondere die Wahrung der Privatsphäre und die geschlechtergetrennte Unterbringung könne in Hallen kaum umgesetzt werden.

SEM verweist auf Zürich

Beim Staatssekretariat für Migration (SEM) gibt man sich unberührt. Es sei Sache der Kantone, wie sie Asylsuchende unterbringen. «Wir sind überzeugt, dass der Kanton Zürich gute Lösungen finden wird.» Erfahrungsgemäss sollte die Zahl neuer Asylgesuche in den kalten Monaten zurückgehen.

Es ist denkbar, dass Zürich vom Bund entlastet wird, wenn der Kanton platzmässig an seine Grenzen kommt. «Das SEM hat immer wieder auf Wunsch einzelner Kantone für kurze Zeit auf Zuweisungen verzichtet», heisst es vom Bund. Asylsuchende können also länger in den Bundeszentren untergebracht werden als üblich, bevor sie in vom Kanton betriebene Unterkünfte kommen. Allerdings, schreibt das SEM, seien derzeit alle Kantone wie auch der Bund «durch die hohe Zahl neuer Asylgesuche gefordert». (bro)

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