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Zürcher FDP will harte und weiche Drogen legalisieren
«Kokain können wir auch in der Schweiz anbauen»

Kokain aus der Drogerie: Die Zürcher FDP folgt den Basler Freisinnigen und fordern eine «zeitgemässe Drogenpolitik». Die Repression sei gescheitert, jetzt müsse die Wirtschaft Produktion und Handel in die Hand nehmen – und der Staat kontrollieren.
Publiziert: 12.01.2019 um 13:10 Uhr
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Aktualisiert: 13.04.2021 um 17:27 Uhr
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Will weiche Drogen wie Cannabis, aber auch harte wie Kokain und Heroin legalisieren: Severin Pflüger, Präsident der Zürcher FDP.
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Cinzia Venafro

FDP-Bundesrat Ignazio Cassis (57) ist seit Jahren persönlich davon überzeugt, dass die Schweiz Kokain legalisieren sollte. Jetzt machen seine Zürcher Parteikollegen ernst, wie die «NZZ» berichtete. Gegenüber BLICK sagt Severin Pflüger (40), Präsident der Stadtzürcher FDP: «Wir müssen die regulierte Legalisierung von Cannabis, aber auch harter Drogen wie Kokain und Heroin vorantreiben.»

Die heutige Drogenpolitik der Repression sei gescheitert. Man werde der Drogen nicht Herr, indem man sie verbiete. «Wir kämpfen gegen Windmühlen, geben Unsummen für Polizisten, Staatsanwälte und Gefängnisse aus», ist Pflüger überzeugt.

Auch Basler FDP fordert legales Kokain

Zudem würden Konsumenten durch gestrecktes Kokain, hochgezüchtetes Cannabis oder verunreinigtes Heroin ihre Gesundheit schädigen. «Und das finanzieren wir am Ende, wenn die Leute schon krank sind, mit unserem Gesundheitssystem.»

Pflüger arbeitet in einer Arbeitsgruppe Szenarien der Legalisierung aus. Und er ist nicht allein: Auch die Basler FDP forderte bereits legales Koks. «Ich kann mir gut vorstellen, Drogen rezeptfrei in Drogerien zu verkaufen», so Pflüger. Dort habe es die nötigen Strukturen, um – wie bei Alkohol oder Tabak – den Jugendschutz sicherzustellen. «Zudem erreicht man dadurch Konsumenten direkt und kann auch durch Prävention verhindern, dass aus gelegentlichen Konsumenten Süchtige werden.»

Schweizer Bauern sollen Kokablätter kultivieren

Doch woher soll der Rohstoff für legale Drogen wie Kokain stammen? Schliesslich ist die Herstellung in Mittelamerika von Drogenkartellen beherrscht, die den Staat unterwandern und für riesiges Leid sorgen. Pflüger ist überzeugt: «Kokablätter können wir auch in der Schweiz anbauen und das Kokain hier produzieren. Die klimatischen Bedingungen lassen sich im Gewächshaus simulieren.» Zudem gebe es die Möglichkeit, Kokain synthetisch herzustellen.

Die Kokablätter anbauen sollen die Schweizer Bauern, verkaufen sollen den Stoff die Schweizer Apotheker. «Der Staat muss dann die Herstellung und den Verkauf regulieren und beaufsichtigen», sagt Pflüger. Konsumiert würden Drogen sowieso. «So trocknen wir den Schwarzmarkt aus und sparen viele Steuerfranken.»

Die Jungfreisinnigen wollen allgemeine Drogenlegalisierung

«Als Familienvater habe ich keine Angst, dass Drogen von erwachsenen Menschen konsumiert werden. Ich habe Angst vor den Dealern und allem, was der Schwarzmarkt mit sich bringt.» Doch verkaufe die Drogerie im Quartier Kokain, wäre diese Angst unberechtigt.

Pflügers Ziel: Die FDP Schweiz vom Zürcher- und Basler Kurs überzeugen. Die Legalisierung soll dereinst ins Parteiprogramm aufgenommen werden. Das fordern auch die Jungfreisinnigen um Präsident Thomas Juch.

Und wie steht Petra Gössi (42), Parteipräsidentin der FDP Schweiz, zum Thema? «Ich bin offen für Massnahmen, die nachweislich das Drogen-Elend lindern können. Aber ich bin gegen eine unkontrollierte Liberalisierung von harten Drogen», so die Schwyzerin.

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