Angesichts der drohenden Überlastung des Gesundheitswesens wenden sich Pflegerinnen und Pfleger an die Bevölkerung und die Politik. «Die Gesundheitsversorgung in der Schweiz ist gefährdet», schreibt der Schweizer Berufsverband der Pflegefachpersonen (SBK) in einer Mitteilung. Und auch in der Westschweiz würde sich die Situation zuspitzen.
Triage droht
«Wenn nicht schnell massive und wirksame Massnahmen beschlossen werden, werden Ärztinnen und Ärzte Triage-Entscheidungen fällen müssen. Das bedeutet: Menschen, die einen Intensivpflegeplatz brauchen, werden diesen nicht erhalten und (möglicherweise) sterben.» Zudem würden Kranke und Verunfallte auf Notfallstationen auf medizinische Hilfe warten müssen, weil es zu wenig Pflegefachpersonen haben werde, warnen die Pflegenden.
Auch die Schweizerische Gesellschaft für Intensivmedizin (SGI) und die Schweizerische Akademie der Medizinischen Wissenschaften sind alarmiert. Die Lage sei sehr angespannt. Bisher hätte noch keine Triage erfolgen müssen. «Dies ist für die kommende Zeit allerdings nicht auszuschliessen, sollte die Zahl der Infizierten weiter steigen», schreiben die Organisationen in einer gemeinsamen Mitteilung.
Corona-Bonus gefordert
Deswegen müsse nun sofort gehandelt werden. Der Pflegeverband fordert unter anderem, dass die Bevölkerung persönliche Treffen auf ein Minimum reduziert, die Hygieneregeln einhält und dass Gratistests wieder kostenlos werden. Die Drittimpfung für alle müsse beschleunigt werden und für die Schulen müssten wirksame Schutzkonzepte erarbeitet werden.
Ausserdem müsse das Pflegepersonal geschützt werden. Dazu gehöre die Einhaltung von Ruhezeiten, der Schutz von Risikogruppen und das Verbot, Pflegende vorzeitig aus der Quarantäne zu holen. Zwangsrekrutierungen oder Zwang zur Pensenerhöhung dürfe es nicht mehr geben.
Stattdessen sollten die rund 10'000 Personen, die aus dem Beruf ausgestiegen sind, mit angemessenen finanziellen Angeboten zu einer Rückkehr motiviert werden. Und das bestehende Pflegepersonal müsse mit einer Sofortzulage von 1000 Franken pro Monat eine finanzielle Anerkennung erhalten. (SDA/lha)