Zivildienst-Co-Präsidentin Lisa Mazzone zum Nationalratsentscheid
«Hausaufgaben machen, statt Zivildienst anzugreifen»

Grünen-Nationalrätin Lisa Mazzone (GE), Co-Präsidentin des Zivildienstverbands Civiva, kritisiert im BLICK-Interview den Verschärfungsentscheid des Nationalrats.
Publiziert: 15.06.2017 um 22:53 Uhr
|
Aktualisiert: 08.10.2018 um 17:38 Uhr
Grünen-Nationalrätin Lisa Mazzone: «Zivildienstleistende tragen mehr für die Gesellschaft bei.»
Foto: Keystone
Ruedi Studer

Frau Mazzone, der Nationalrat will höhere Hürden für den Zivildienst und hat eine entsprechende Motion heute gutgeheissen. Was halten Sie vom Entscheid?
Lisa Mazzone: Wir lehnen diese Verschärfung ab. Wenn die Armee dienstleistenden Rekruten und Soldaten den Sinn ihres Einsatzes nicht vermitteln kann, muss sie ihre Hausaufgaben machen, anstatt den Zivildienst anzugreifen.

Der Bundesrat prüft eine abgeschwächte Variante, wonach Zivildienstleistende in jedem Fall «mindestens 150 Zivildienst-Tage» leisten müssen. Das wäre doch eine gangbare Alternative.
Nein, schon heute leisten die Zivildienst-Absolventen einen längeren Einsatz als die Soldaten, was wir kritisieren. Es darf nicht sein, dass bereits geleistete Militärdiensttage nicht korrekt angerechnet werden. Das ist ein ungerechtfertigter Angriff gegen den Zivildienst, der sehr viele wertvolle Aufgaben für die Gesellschaft ausführt.

Viele Bürgerliche halten die Einsätze für zu lasch oder fragwürdig, wie etwa das SRF-Beispiel zeigt.
Die Zivildienstgegner versuchen, den Zivildienst lächerlich zu machen und in den Dreck zu ziehen. Der Schutz der Kulturgüter ist eine der explizit im Zivildienstgesetz festgehaltenen Aufgaben. Im Übrigen ist der Kulturgüterschutz ein Fachbereich des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz im Departement von SVP-Bundesrat Guy Parmelin.

Die Abgänge in den Zivildienst – letztes Jahr über 6000 Personen – machen der Armee aber zu schaffen. Dagegen muss doch etwas unternommen werden.
Nein, es braucht keine Verschärfungen. Im Gegenteil: Wir fordern, dass der Zivildienst gleich lang wie der Militärdienst dauert. Die Zivildienstleistenden tragen mehr für die Gesellschaft bei als diejenigen, welche Militärdienst leisten. Das Problem der Armee ist doch, dass sie keine Glaubwürdigkeit hat angesichts der tatsächlichen Sicherheitsbedrohungen.

Ab 2018 will die Armee Zivildienstwilligen armeeinterne Alternativen schmackhaft machen. Ein Problem?
Unter der Voraussetzung, dass die freie Wahl des Zivildienstes garantiert bleibt, ist nichts dagegen einzuwenden, dass die Armee die Gelegenheit nutzt, den Soldaten entgegenzukommen.

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?