Eigentlich ist der Ständerat ja eine höchst effiziente Parlamentskammer. Doch wehe, das Fernsehen überträgt die Debatte live. Dann werden die Voten lang und länger. Und vor allem werden die Ständeräte so richtig kreativ. Da merkt man: Für einmal hat sich Herr Ständerat abends zuvor in seine Bibliothek zurückgezogen – oder war zumindest auf Wikipedia.
Ist ja klar: Es geht um die Debatte des Jahres. Und so ein anständiges, live übertragenes Votum zur Umsetzung der Masseneinwanderungs-Initiative muss natürlich einen würdigen Einstieg haben, ein Zitat aus der Weltliteratur etwa.
Heimlicher Sieger im Zitate-Dreschen ist der Freiburger Ständerat Beat Vonlanthen. Er zitierte aus Shakespeares «Hamlet». Er charakterisierte die Bilateralen mit dem Satz: «Sein oder nicht sein ...» Doch Vonlanthen begnügte sich nicht mit einer Amtssprache. Nein, er zitierte den Satz in der Originalsprache.
Dies unterliess der Walliser CVP-Mann Beat Rieder, leider, als er Homer zu Hilfe nahm und vom Dilemma des Odysseus sprach. Ein paar altgriechische Sätze wären der epochalen Debatte gut angestanden.
Etwas profaner hielt es SP-Ständerat Hans Stöckli, der das Sorgenbarometer der CS bemühte. Und SVP-Mann Werner Hösli sprach nicht Englisch und nicht Griechisch: Er begnügte sich mit Jägerlatein.