Wut-Rede der CVP-Frauen-Präsidentin über sexistische Kollegen
«Die Doppelmoral der Männer schadet unserer Partei»

Sie wählt deutliche Worte: Der suspendierte CVP-Vize und Nationalrat Yannick Buttet (40) predige Wasser und trinke Wein, sagt CVP-Frauen-Präsidentin Babette Sigg Frank (55). Und auch den Ex-Präsidenten Christophe Darbellay (46) kritisiert sie scharf.
Publiziert: 01.12.2017 um 08:54 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 03:06 Uhr
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Sieht sich heftigen Stalking- und Belästigungsvorwürfen ausgesetzt: CVP-Nationalrat Yannick Buttet.
Foto: MARTIAL TREZZINI
Cinzia Venafro

CVP-Frauen-Präsidentin Babette Sigg Frank (55) ist in Rage: «Das Verhalten von Yannick Buttet ist völlig inakzeptabel!», sagt die Zürcherin. Buttet vertrete ein sehr konservatives Wertebild, wogegen zwar «nichts einzuwenden» sei. «Aber es erstaunt mich schon, dass er eine Affäre hatte und somit offenbar Wasser predigt und Wein trinkt.»

Deutliche Worte: CVP-Frauen-Präsidentin Babette Sigg Frank.

Sie persönlich interessiere es nicht, wenn ein Mann Affären habe, betont Sigg Frank. «Aber ich habe Mühe, wenn jemand andere Lebens- und Liebesformen kritisiert und dann aber selbst derart respektlos im anderen Gärtchen gräbt.»

Sigg Frank: «Für Yannick Buttet sind CVP-Frauen völlig überflüssig»

Hat die CVP ein Sexismusproblem? «Nein», entgegnet Sigg. Sie gehe grundsätzlich «von der Integrität unserer CVPler aus». Und doch wird sie mit Blick auf das uneheliche Kind des ehemaligen CVP-Präsidenten Christophe Darbellay (46) deutlich: «Wir hatten nun innerhalb von kurzer Zeit zwei Männer, deren Doppelmoral unserer Partei schadet. Aber das ist wahrscheinlich männliches Verhalten.»

Und Yannick Buttet? Seine Eskapaden würden für sein Frauenbild sprechen, so Sigg. «Für Yannick Buttet sind die CVP-Frauen völlig überflüssig. Er wirft uns vor, dass wir uns nur profilieren wollen», berichtet sie. «Bei Männern findet er das richtig, bei Frauen unangebracht. Dieser Sexismus regt mich schon auf, ist aber zum Glück nicht verbreitet innerhalb der CVP.»

«Unter Darbellay wurden wir CVP-Frauen viel weniger ernst genommen»

Doch trotz der sexistischen Haltung Buttets habe sie mit dem Nationalrat nie das Gespräch gesucht, «weil ich dachte, dass das sowieso nichts bringt». Sie habe innerhalb der Partei schlicht «nicht noch Öl ins Feuer» giessen wollen. «Nicht alle müssen die CVP-Frauen gut finden, aber er hat uns öffentlich als unbedarft dargestellt.»

Sollte er freiwillig aus dem Parlament ausscheiden? «Buttet muss mit sich selbst vereinbaren, ob er noch tragbar ist als Nationalrat», sagt Sigg Frank.

Die Christdemokraten tun sich seit Jahren schwer mit Frauenfragen, obwohl sie mit Bundesrätin Doris Leuthard (54) eine im Volk sehr beliebte Frau in der Regierung haben. Mit dem neuen CVP-Präsidenten Gerhard Pfister (55) hat Sigg Frank aber Hoffnung geschöpft: «Pfister sieht in den CVP-Frauen eine Chance, kein Ärgernis. Er weiss, dass es die Frauen braucht», sagt sie. «Unter Darbellay wurden wir viel weniger ernst genommen.» 

Jetzt sei entscheidend, wie sich die Frauen in der CVP für die Zukunft positionieren. Schliesslich hätten sie sehr viele gute Kandidatinnen für die Nachfolge von Leuthard, die ihren Rücktritt bereits angekündigt hat. «Da stecken wir in einer Stagnation, die Diskussion um die Bundesratswahl zeigt es», sagt Sigg Frank.

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