CVP hofft auf freiwilligen Rücktritt von Buttet
«Auch wenn er freigesprochen würde, ist er trotzdem ein Sexist»

Der Walliser Nationalrat Yannick Buttet gerät in den Abwärtsstrudel: Nach dem Vorwurf, er habe seine Ex-Geliebte gestalkt, kommt noch mehr unsittliches Verhalten Buttets an die Öffentlichkeit. In seiner Partei hofft man auf einen freiwilligen Rücktritt.
Publiziert: 04.12.2017 um 00:06 Uhr
|
Aktualisiert: 23.06.2024 um 10:49 Uhr
1/5
Foto: Keystone
Cinzia Venafro

Es wird sein schwierigster Gang, denn heute richten sich alle Augen auf ihn. Nach dem Wochenende kommt in Bern das Parlament wieder zusammen. Und alle fragen sich: Betritt Yannick Buttet (40) das Bundeshaus ein letztes Mal als amtierender CVP-Nationalrat? Das wäre zumindest der Wunsch gewichtiger Köpfe in seiner Partei.

Noch bevor die Session am Nachmittag fortgesetzt wird, trifft sich der CVP-Parteivorstand zur Krisensitzung. Zumindest bei zwei Vorstandsmitgliedern ist die Position klar. Parteipräsident Gerhard Pfister (55, ZG) verurteilt Buttets Verhalten als «inakzeptabel». Und die Baselbieterin Elisabeth Schneider-Schneiter (53) fordert Buttet indirekt zum Rücktritt auf. «Persönlich» sei sie der Meinung, dass er nicht mehr tragbar sei, sagte sie der «NZZ am Sonntag». Auf Tele Züri wurde gestern Abend auch der Solothurner CVP-Ständerat Pirmin Bischof (58) deutlich: «Mich würde es erstaunen, wenn er nicht zurücktreten würde. Es ist sein Entscheid – aber ich erwarte, dass er so einen Entscheid fällt.»

Druck auf Buttet kommt zudem von ganz oben: «Alle diese Herren, die sich nicht zu benehmen wissen, nerven mich», sagte Bundespräsidentin Doris Leuthard (54, CVP) am Freitag bei RTS und betonte, dass Buttet «ein Problem» habe, wenn die Vorwürfe stimmen. «In der Politik ist das inakzeptabel.»

Die CVP-Frauen wollen Buttet loswerden

BLICK weiss: Die Frauen der Christdemokraten schäumen vor Wut, weil sich Buttet an sein Amt klammert. Babette Sigg Frank (55), Präsidentin der CVP-Frauen, prangerte im BLICK bereits Buttets Doppelmoral und Sexismus an. «Wir können ihn ja leider nicht aus dem Nationalrat rauswerfen», sagte eine CVP-Parlamentarierin gestern zu BLICK. Buttet merke jetzt aber hoffentlich «endlich», dass er der Partei einen «riesigen Schaden» antue.

«Buttet ist mit seiner Doppelmoral niemals mehr tragbar», so die Nationalrätin, die nicht mit Namen genannt werden will. «Auch wenn er vom Straftatbestand Stalking freigesprochen werden würde, ist er trotzdem ein Sexist, und das wissen jetzt alle.»

Noch am Freitag beteuerte der Walliser, der im Verdacht steht, seine Ex-Geliebte gestalkt zu haben, er werde an seinem Amt festhalten.

Laut der Westschweizer Zeitung «Le Matin Dimanche» war es Buttet, der SVP-Nationalrätin Céline Amaudruz (38) bedrängt hatte. Die Genferin hatte als erste Frau im Bundeshaus öffentlich gemacht, sie sei mehrfach unsittlich angegangen worden, nannte aber keine Namen.

Buttet torkelte «sturzbetrunken» durch den Nationalratssaal

Die Zeitung beschreibt den Abend von Ignazio Cassis' Wahl in die Regierung. An jenem 20. September habe der Erzkonservative betrunken mit Amaudruz zu tanzen versucht.

Auch bei SVP-Nationalrätin Barbara Steinemann (41) hat es Buttet versucht: «Zwischen sieben und acht Uhr abends tanzte er mich ein paar Mal an. Ich liess ihn jeweils stehen», sagte Steinmann im SonntagsBlick. «Ich fühlte mich aber nicht belästigt.»

Pikant: Laut «Le Matin Dimanche» musste die Bundespolizei den betrunkenen Buttet zum Ausgang begleiten, um sicherzugehen, dass er tatsächlich in sein Hotelzimmer zurückkehrt. Fedpol-Sprecherin Cathy Maret zu BLICK: «Wir kommentieren aus Datenschutzgründen keine Einzelfälle. Da es sich bei diesem Apéro um einen internen Anlass handelte, waren wir mit dem normalen Sicherheitsdispositiv im Parlamentsgebäude anwesend.»

Im Wallis fordern Gegner seinen Rücktritt

Yannick Buttet bestreitet gegenüber BLICK über seinen Anwalt, dass er von der Bundespolizei begleitet werden musste, weil er zuvor Frauen betrunken zu nahe gekommen sei.

Sicher ist: Buttet war an dem Abend «sturzhagelvoll», wie mehrere Beobachter gegenüber BLICK bestätigen. Der Walliser sei sogar durch den Nationalratssaal getorkelt, als er seine Sachen vom Pult holen wollte.

In Buttets Heimat, dem Wallis, forderten die politischen Gegner von der SVP gestern seinen Rücktritt. Und seine Ex-Geliebte wird laut SonntagsBlick massiv unter Druck gesetzt, ihrem CVP-Parteikollegen nicht zu schaden.

Druck wird Buttet selbst spätestens heute wieder spüren – sobald er das Bundeshaus betritt.

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?