Wohlwollende Artikel – «Weltwoche» unter Verdacht
Lässt sich Köppel von den Chinesen kaufen?

Die Berichterstattung der «Weltwoche» über China ist bemerkenswert positiv. So darf der Botschafter ungefiltert Regimepropaganda betreiben. Im Gegenzug soll Peking Inserate in Roger Köppels Zeitschrift bezahlen, behauptet die NZZ.
Publiziert: 17.12.2019 um 16:17 Uhr
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Aktualisiert: 17.12.2019 um 20:56 Uhr
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Roger Köppel unter Verdacht: Lässt er sich von den Chinesen kaufen?
Foto: Keystone

Mit Sozialisten und Kommunisten hat SVP-Nationalrat Roger Köppel (54) nachweislich nichts am Hut – ausser offenbar, sie kommen aus Peking. Das legt ein Artikel nahe, der in der «NZZ» vom Dienstag erschienen ist.

Der Vorwurf ist happig: Köppels «Weltwoche» soll Peking-freundliche Propaganda abdrucken – und dafür von China bezahlt werden. Der «NZZ» liegen Kopien von Mails vor, wonach die chinesische Botschaft in Bern in der Schweiz tätigen chinesischen Unternehmen anbietet, die Kosten für ganzseitige Inserate in der «Weltwoche» zu übernehmen – immerhin 10'000 Franken pro Inserat.

Der Botschafter hat eine eigene Kolumne

Die «Weltwoche» habe darüber Bescheid gewusst. In einem Fall nämlich habe ein Unternehmen Interesse für ein Inserat angemeldet – unter ausdrücklichem Verweis auf die Botschaft, die auch eine Kopie der Mail erhielt.

Welche Gegenleistung erhielt Peking für sein Geld? Gemäss der NZZ ist es eine China-freundliche Berichterstattung. So darf Chinas Botschafter in der Schweiz, Geng Wenbing, seit der «Werbe-Offensive» eine monatliche Kolumne in der «Weltwoche» schreiben.

Dort verbreite er ungefiltert Regime-Propaganda. Die Berichte über KZ-ähnliche Lager etwa, in denen Angehörige der uigurischen Minderheit «umerzogen» werden sollen, seien nichts als «Klatsch und Tratsch», so der Botschafter. Dokumente der Kommunistischen Partei Chinas beweisen aber die Existenz dieser Lager.

Massaker wird zum «Ereignis»

Die «NZZ» zählt noch weitere Pro-China-Veröffentlichungen der «Weltwoche» auf. So etwa das Sonderheft «China verstehen» aus dem Herbst 2018, in dem vom rasanten Wirtschaftswachstum und «planender Politik» geschwärmt wird. Das Massaker vom Tiananmen-Platz, das 1989 die Welt schockierte, wird zum «Ereignis» zurückgestuft – die offizielle Sprachregelung Pekings.

Die «NZZ» beruft sich auf Quellen, wonach diese verharmlosende Bezeichnung zwischen Redaktion und Botschaft ausgehandelt worden sei – Chinas Beamte in Bern hätte die Texte vor der Veröffentlichung zur Kontrolle gegenlesen dürfen. Kein Wunder, bedankt sich Verleger Köppel in seinem Editorial auch herzlich bei den «Kolleginnen und Kollegen von der chinesischen Botschaft».

Wurde auch das Sonderheft von Peking bezahlt? Möglich wäre es laut «NZZ» – die einzigen Inserenten sind zwei staatliche chinesische Fluggesellschaften.

Köppel bestreitet einseitige Berichterstattung

Gegenüber BLICK bestreitet Köppel die Vorwürfe. Er sei zwar gegen China-Bashing. Es könne aber keine Rede davon sein, dass die «Weltwoche» nur chinafreundlich berichte. «Ich habe den Botschafter franko und gratis zwölf Kolumnen schreiben lassen, damit er seine Sicht gegen das China-Bashing bringen kann. Anlass war das 70-jährige Bestehens der diplomatischen Beziehungen Schweiz-China», erklärt er.

Daneben aber habe er auch immer kritisch berichtet. Beispielsweise seien bei ihm auch Tibeter zu Wort gekommen. Und erst kürzlich habe ein Experte in der «Weltwoche» China als Gefahr für die Welt bezeichnet. Das unterschlage die NZZ einfach. «Ich lasse mir von der Meinungspolizei der NZZ nicht vorschreiben, wie ich zu berichten habe», so Köppel.

Der Basler Professor und Chinakenner Ralph Weber sieht das Ganze anders: «Die chinafreundliche Berichterstattung der ‹Weltwoche› und die regelmässigen, chinesische Propaganda verbreitenden Kolumnen des Botschafters in der Schweiz scheinen mit einem weltweit erkennbaren Muster chinesischer Einflussnahme im Ausland übereinzustimmen.»

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