Wie viel Sühne braucht es im Fall Buttet?
Gott vergibt – die Partei kaum

Sünde, Reue, Beichte, Sühne und Vergebung. Auf diesen katholischen Kanon hofft nun auch CVP-Nationalrat Yannick Buttet. Ob das in seinem Fall funktioniert, ist mehr als fraglich.
Publiziert: 04.12.2017 um 17:45 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 17:05 Uhr
Körperliche Nähe hat Tradition: Yannick Buttet mit dem damaligen CVP-Präsidenten Christophe Darbellay und Nationalrätin Viola Amherd (März 2015).
Foto: Peter Mosimann
Ruedi Studer

Der katholische Kanon ist eigentlich einfach: Am Anfang steht die Sünde. Auf die Sünde folgt die Reue. Auf die Reue die Beichte. Auf die Beichte die Sühne. Auf die Sühne die Vergebung. 

Auf diesen Ablauf hofft wohl auch der Walliser Nationalrat Yannick Buttet von der Christlichdemokratischen Volkspartei (CVP). Bei ihm sieht dies wie folgt aus:

Die Sünde

Er hat seine Ex-Geliebte belästigt, worauf diese ihn wegen Stalkings angezeigt hat. Anonym werfen ihm Parlamentarierinnen zudem sexuelle Belästigung vor. 

Die Reue

Mit der Reue ist es so eine Sache. Bereut haben dürfte Buttet vor allem, dass der Klingelterror bei seiner Ex-Geliebten öffentlich geworden ist. Manchmal wird man eben zur Reue gezwungen.

Die Beichte

Buttet räumt ein gewisses Fehlverhalten ein. «Ich bin in einer ernsten Ehekrise, die mein Urteilsvermögen und mein Verhalten beeinflusst», erklärte er letzte Woche. Und: «Ich weiss, dass ich mich unter Alkoholeinfluss manchmal unangemessen verhalte». Den Vorwurf der sexuellen Belästigung weist er allerdings zurück. Und in seiner heutigen Erklärung gesteht er sein Alkoholproblem ein. 

Die Sühne

Ein öffentliches Mea culpa markiert den Beginn von Buttets Sühne. Er entschuldigt sich «zutiefst» bei seiner Frau, seiner Familie, seinen Parteikollegen und all jenen, «die durch mein unangemessenes Verhalten verletzt wurden». Buttet gibt sein Amt als Parteivize definitiv ab und lässt seine Mandate als Nationalrat und Gemeindepräsident vorerst ruhen. Er kündigt an, sich in eine ärztliche Kur zu begeben, um seinen Alkoholkonsum in den Griff zu bekommen.

Die Vergebung

Auf diese hofft er nun. Nicht nur durch seine Familie, sondern vor allem durch seine Partei. Nach seiner Genesung will er sich mit der CVP Unterwallis absprechen, ob er weiterhin Nationalrat bleiben wird. Wie lange das dauert, bleibt vorerst offen.

Ob das funktioniert?

Nur, dass der katholische Kanon im Falle Buttets funktioniert, ist mehr als fraglich. Der Walliser hat sich heute einer Aussprache mit der nationalen Parteileitung entzogen. 

Diese nimmt seinen Entscheid vorerst nur zur Kenntnis und will nun «baldmöglichst» das Gespräch mit ihm suchen. Die Frage, ob ihm die Parteispitze den Rücktritt nahe legen soll, wird damit auf die lange Bank geschoben. 

Buttet zieht den Kopf vorläufig also aus der Schlinge. Ein cleveres Buebetrickli. Doch mit diesem düpiert er die Parteispitze – und diese lässt mit ihrem heutigen Nicht-Entscheid düpieren. 

Der Weg zur Vergebung durch die Partei ist damit sicher nicht einfacher geworden. Vielleicht braucht es doch ein bisschen mehr der Sühne.

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