Wie tickt «Kindsentführungs-Helfer» Pirmin Schwander?
Rechts von ihm kommt nur noch die Wand

Seine Verwicklung in den Entführungsfall Sarah C. ist symptomatisch: Der Schwyzer SVP-Nationalrat Pirmin Schwander geht stets aufs Ganze.
Publiziert: 01.09.2016 um 11:05 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 05:51 Uhr
Pirmin Schwander, SVP-Nationalrat und KESB-Kritiker Foto: © Philipp Zinniker
Foto: PHILIPP ZINNIKER
Sermîn Faki

Rechts von ihm kommt nur noch die Wand. Kein Parlamentarier politisiert bürgerlicher als SVP-Nationalrat Pirmin Schwander – und das seit Jahren. Doch wer meint, der 54-jährige Schwyzer sei ein strammer Parteisoldat, irrt.

Als Präsident der Aktion für eine unabhängige und neutrale Schweiz (AUNS) legte er sich gar offen mit SVP-Übervater Christoph Blocher an – und wurde 2014 dafür als AUNS-Chef abserviert, nachdem er mit der Staatsvertragsinitiative und dem Referendum gegen die Steuerabkommen grandios gescheitert war.

Taktieren liegt ihm nicht

Doch Schwander, Ökonom und «Mitinhaber verschiedener Firmen» wie er auf seiner Homepage schreibt, ist ein Überzeugungstäter: Er tut, was er für richtig hält. Dabei bleibt er immer anständig. Denn ein harter Hund ist Schwander nicht. Kritik macht ihm zu schaffen, schnell fühlt er sich persönlich attackiert. Wer mit ihm spricht – sei es über die EU, den Finanzausgleich, oder eben die Kinder- und Erwachsenenschutzbehörde KESB, merkt: Es geht ihm um die Sache, das politische Taktieren liegt ihm nicht.

Seine Verwicklung in den Entführungsfall um Sarah C. aus Biel ist Ausdruck davon. Er gab Sarah C. 7000 Franken, wie er sagt, mit der Bedingung, dass sie sich den Schweizer Behörden stellt. Die Berner Staatsanwaltschaft wirft ihm deshalb vor, C. bei der Entführung ihrer kleinen Tochter geholfen zu haben.

Schwander wittert dahinter eine politische Verschwörung – und damit ist er nicht allein. Auch SVP-Nationalrätin Barbara Keller-Inhelder, wie Schwander scharfe Kritikerin der KESB, meint, man wolle ihren Kollegen mundtot machen.

Sarah C. sollte falsche Pässe erhalten

Mit diesem Weltbild der feindlichen Verschwörung im Kopf  haben offenbar alle Helfer von Sarah C. gehandelt. C., die im Oktober 2015 ihre eineinhalbjährige Tochter aus dem Kinderheim entführte und sie im Ausland vor der KESB versteckte, erhielt von ihnen nicht nur Geld, Nahrungsmitteln und Obdach.

Die Pläne der Helfer gingen viel weiter, wie der «Tages-Anzeiger» berichtet. Diskutiert wurde offenbar auch, ob Mutter und Kind in Schweden Asyl bekommen könnten. Zudem wurde erwogen, für das Kind einen gefälschten Pass zu organisieren. Auch eine Flucht nach England war Thema, wie aus abgehörten Telefonaten hervorgeht, auf die die Zeitung verweist.

Ob Schwander davon wusste, ist nicht klar. Doch es würde zu ihm passen: Wenn er sich auf einen Kampf einlässt, dann ohne Rücksicht auf Verluste. Er ist ein Getriebener, ein Missionar.

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