Da lief einer aber ganz schön naiv in das offene Messer von SVP-Nationalrat Christoph Mörgeli.
Letzten Freitagabend nach 22 Uhr. Gegenüber zwei Sportkumpeln äusserte sich der Zürcher Oberstaatsanwalt Martin Bürgisser im «Horse Pub» in Bülach ZH laut über den Fall von Nationalbankpräsident Philipp Hildebrand. Genauer, über das Strafverfahren gegen SVP-Vormann Christoph Blocher (71) wegen Verdachts auf Verletzung des Bankgeheimnisses. Bürgisser gab etwa an, die Oberstaatsanwaltschaft werde bis Mittwoch bei der Immunitätskommission des Nationalrats Antrag stellen.
Doof für Bürgisser: Am Nebentisch sassen zwei Männer mit grossen Ohren. Einer von ihnen ist SVP-Kantonsrat Claudio Schmid, wie Newsnet.ch meldet. Brisant: Schmid ist neben Blocher einer der Beschuldigten im Fall Hildebrand. Schmid war es, der an Heiligabend 2011 Reto T., der Hildebrands Kontounterlagen entwendet hatte, mit BLICK-Reportern zusammenbrachte und vergeblich auf die Veröffentlichung der zu diesem Zeitpunkt nicht nachprüfbaren Geschichte über Hildebrands Dollargeschäfte drängte.
Lauscher Schmid setzte umgehend Blocher und Mörgeli ins Bild. Mörgeli fackelte nicht lange und warf Bürgisser am Sonntag in einem gleichzeitig den Medien zugestellten Brief vor, er habe «mit der Preisgabe des Datums» das Amtsgeheimnis verletzt.
Bürgisser hielt gestern in einem Antwortschreiben an Mörgeli fest, das sei mit dem Antrag zuvor schon der Öffentlichkeit kommuniziert worden: «Der Vorwurf der Amtsgeheimnisverletzung trifft dementsprechend nicht zu.»
Gestützt auf Schmid wirft Mörgeli Bürgisser auch noch vor, er habe sich abschätzig über Blocher geäussert, weil der sich auf Immunität berufe. Auch habe er gesagt, wenn Blocher stürze, breche die SVP zusammen, und dann sei «auch Mörgeli endlich erledigt». Er, Mörgeli, sei «im Besitz eines Protokolls über Ihre Aussagen».
Die Äusserungen zur SVP bestreitet der Oberstaatsanwalt. Aber er bedaure, schreibt er, dass er es «an der nötigen Sensibilität habe fehlen lassen». Doch Mörgeli wird diesen Knochen so schnell nicht loslassen. Bürgisser sollte sich warm anziehen. Seine Widersacher wissen über seine Gewohnheiten genau Bescheid. Der Oberstaatsanwalt betrete das «Horse Pub» seit Neujahr am Freitag regelmässig um 22.15 Uhr, schrieb Mörgeli in seinem Brief vom Sonntag. Für einen, der Lauscher Schmid kennt, ist klar: «Die haben Bürgisser abgepasst.» Fehlt nur noch, dass auch noch Tonaufnahmen des Pub-Gesprächs auftauchen.
Schmid gibt nicht zum ersten Mal den Schnüffler. 2009 schrieb die «NZZ am Sonntag», Schmid habe SP-Nationalrat Daniel Jositsch nachspioniert. Es ging um Jositschs Wohnsitz.
In Bülach wurde Schmid 2011 vorgeworfen, er habe eigenmächtig Nachforschungen über Sozialhilfebezüger angestellt.
Sicher ist auch, dass Schnüffler Schmid schon früh, spätestens im letzten November, von Hildebrands Bankkonten wusste. Woher, ist unklar.