Wer heute noch eine Ölheizung einbaut, hat die Zeichen der Zeit nicht erkannt – oder ist von der Lobby gut «eingeölt» worden. Von Letzterem berichtet der «Tages-Anzeiger»: Die Berner Gemeinde Wohlen hatte 2017 in einer Planungszone den Einbau von Ölheizungen untersagt. Das im Hinblick auf den Bau eines neuen Fernwärmeverbunds.
Mehrere Stockwerkeigentümer eines Wohnblocks hätten Einsprache erhoben, heisst es im Artikel. Für ihre Anwaltskosten kam Avenergy Suisse auf. Hinter diesem Namen versteckt sich die frühere Erdölvereinigung. «Von der Erdölvereinigung Mittelland wurde eine Kostenbeteiligung zugesichert, die vermutlich in Form einer Öllieferung erfolgen wird», wird der Verwalter des Hauses im Protokoll der Eigentümerversammlung vom Januar dieses Jahres zitiert.
Avenergy bestätigt Unterstützung
Der stellvertretende Geschäftsführer von Avenergy, Fabian Bilger, bestätigt dem «Tages-Anzeiger», dass sein Verband die Stockwerkeigentümer bei der Einsprache unterstützt hat.
«Sie hatten sich für eine neue Ölheizung entschieden. Dies wurde ihnen mit der Planungszone verunmöglicht.» Der lokale Aussendienstmitarbeiter von Avenergy habe die Eigentümer «von Anfang an beraten» und sei nach dem «inhaltlich mangelhaften» Erlass um Hilfe gebeten worden.
«Mit allen Mitteln»
Das passt den Umweltschützern natürlich gar nicht. Dass der Verband der Brenn- und Treibstoffimporteure den Austausch von Ölheizungen durch ökologischere Heizungen hintertreibt, stört sie enorm.
Die Lobby kämpfe offenbar «mit allen Mitteln gegen die Energiewende», sagt Jörg Rüetschi, Projektleiter Umweltschutz bei WWF Bern. Und laut Florian Brunner von der Schweizerischen Energie-Stiftung spielten die Ölverbände gerne die Nachteile von Ölheizungen herunter. «Dass sie sich aber an irgendwelchen Rechtskosten beteiligen, ist mir neu», sagt er. (pt)