Wie «Buurezmorge» ist die SVP noch?
Jetzt kommen die «Studierten»

Mit dem Journalisten Roger Köppel stösst ein weiterer Intellektueller zur einst so hemdsärmligen SVP. Ist das noch eine Volkspartei?
Publiziert: 27.02.2015 um 11:03 Uhr
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Aktualisiert: 09.09.2018 um 13:33 Uhr
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Roger Köppel will für die SVP in den Nationalrat.
Foto: Keystone

Die SVP befindet sich im Wandel. Die einstige Bauern-, Gewerbe-, und Bürgerpartei (BGB) stellt zwar noch immer viele Bauern im Parlament, doch der Wind weht heute von den Universitäten.

Mit der Kandidatur von «Weltwoche»-Chefredaktor Roger Köppel stösst ein weiterer prominenter Vertreter der Intellektuellen-Fraktion zur SVP hinzu.

Er ist zwar wohl der bekannteste Akademiker im feinen Anzug, doch Ableger dieser Spezies sitzen schon länger in der Grossen Kammer.

Da ist etwa Gregor Rutz, langjähriger Generalsekretär der Partei, der in dieser Legislatur – endlich – in den Nationalrat nachrutschen konnte, als der in Ungnade gefallene Bruno Zuppiger zurücktrat.

Der Zürcher Jurist gilt als Vater der Ausschaffungsinitiative und profiliert sich im Parlament als Verfechter eines schlanken Staats und als Abbauer von unnützer Bürokratie.

Der urbane, stets perfekt gekleidete Rutz wird immer wieder mal hinter vorgehaltener Hand als möglicher Nachfolger von Ueli Maurer im Bundesrat gehandelt.

Ebenfalls seit dieser Legislatur dabei ist sein Zürcher Kollege Thomas Matter. Der Banker mit einem Millionenvermögen verleiht der SVP in Finanzfragen Glaubwürdigkeit. Für Schlagzeilen sorgte der 48-jährige, als er bekanntgab, auf sein Nationalratsgehalt zu verzichten.

Seit 2011 im Nationalrat politisiert Thomas Aeschi. Der 36-jährige Harvard-Absolvent ist kein Politiker der lauten Töne, hat sich aber in der Partei als Fachmann für Finanzpolitik etabliert. So sitzt er bereits in seiner ersten Legislatur in der wichtigen Wirtschaftskommission.

Der neuste im Bunde der jungen Akademiker, der es auf nationaler Bühne wissen will, ist Hans-Ueli Vogt. Der 45 Jahre junge Zürcher studierte unter anderem in New York und machte Forschungsaufenthalte in Peking, London oder Florenz.

Vogt ist der Ständeratskandidat der Zürcher SVP und dürfte gleichzeitig auch auf der Nationalratsliste auftauchen. Der weltgewandte Professor gilt als treibende Kraft der SVP-Initiative «Schweizer Recht vor fremden Richtern», mit welcher die Rechtspartei bei den politischen Gegnern massiv aneckt.

Der neue Typus des SVP-Politikers dürfte der Partei die bisher oft fehlenden Stimmen in der Stadt bringen. Fraglich ist, wie die Partei den Spagat zwischen Kuhstall und Hochfinanz schafft.

Oder, wie es die «Basler Zeitung» beschreibt: «Was dem afroamerikanischen Rapper street credibility ist, müsste einem SVP-Mann ­Buurezmorge-Tauglichkeit sein.» Genau diese Qualität thematisiert auch der «Blick» in seiner heutigen Ausgabe. Köppel und seine intellektuellen Kollegen müssten sich «am Buurezmorge ebenso wohl fühlen wie auf der grossen Bühne Bundeshaus.»

Noch wird diese mit dem St. Galler Bauern Toni Brunner und Fraktionschef Adrian Amstutz von zwei ländlichen Typen geprägt. Es würde erstaunen, wenn das auch nach ihren Rücktritten so bleibt. (vuc)

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