Er geht mitten durch Familien, Gemeinden, Freundeskreise: Der Olympia-Graben spaltet derzeit die Bündner wie kein anderes Thema. Jetzt empfiehlt ein Nein-Komitee von Bürgerinnen und Bürgern, den Kredit von 25 Millionen Franken an der kantonalen Abstimmung vom 12. Februar zur Ablehnung.
Worum gehts? Diesmal stehen die Spiele von 2026 im Fokus. Konkret entschieden wird beim Urnengang über einen Kandidatur-Kredit von brutto 25 Millionen Franken. Von den Regierungsparteien gab einzig die SP die Nein-Parole heraus.
Wer im Bündnerland gegen Olympia ist «braucht Mut».
Sie wollten denjenigen in Graubünden ein Gesicht und eine Stimme geben, die Olympischen Winterspielen kritisch gegenüber stünden, sagte die Journalistin Barbara Wülser am Mittwoch in Chur vor Medienvertretern. Es brauche Mut, hinzustehen angesichts der Drohkulisse, die im Hinblick auf die Abstimmung über die Olympia-Kandidatur aufgebaut werde.
Der Kantonsregierung, die den Lead bei der Kandidatur inne hat, warf Wülser vor, die Risiken zu verschweigen. Lasse man sich auf die Bedingungen des Internationalen Olympischen Komitees ein, blieben Treu und Glauben auf der Strecke.
Der Ökonom Max Lüscher beleuchtete die Kandidatur aus wirtschaftlicher Sicht. Die Bündner Kandidatur «geht am Stock», ohne Zürich gehe es nicht, betonte er. «Unsere Vordenker» aus Politik, Wirtschaft und Sport hätten sich in ein Projekt verrannt, für das man vor Jahren den Begriff «irrationaler Überschwang» erfunden habe.
Ein Vergleich mit St. Moritz 1948 «sagt alles»
Gemäss Lüscher kosteten die Olympischen Winterspiele im 1948 in St. Moritz 1,1 Millionen Franken. Auf das aktuelle Preisniveau hochgerechnet, seien dies fünf Millionen Franken. Das Kandidaturbudget, über das im Februar abgestimmt werde, sei somit fünf Mal grösser als die Einnahmen respektive Ausgaben der letzten Spiele im Engadin. Aus finanzieller Optik sei damit eigentlich alles gesagt, betonte Lüscher.
Der Engadiner Arzt Enrico Bisaz bezeichnete die Stimmung im Engadin kurz vor der Volksabstimmung als «aufgebläht». Es werde erwartet, dass man für die Olympischen Winterspiele 2026 sei. Bisaz bezeichnete die Spiele als «alten Zopf». Verbunden damit seien Ideen und Hoffnungen, die sich nicht erfüllten. «Wenn Visionen überschwappen, dann muss man von Wahnsinn reden», sagte der pensionierte Arzt.
Kein Gewinn für Randregionen
Die Vizepräsidentin der Misoxer Gemeinde San Vittore, Aixa Andreetta, sagte, Mega-Projekte wie Olympische Winterspiele brächten kleinen Randregionen nichts. Vielmehr müssten die Regionen in den Bestrebungen unterstützt werden, die Hotellerie, den Ganzjahres-Tourismus und Infrastrukturen zu stärken. Olympia helfe nichts dabei. (SDA/vfc)