Bei vielen Eltern sorgt der Bund für Verwirrung. Kinder seien vom Coronavirus nur marginal betroffen, bestätigte Daniel Koch (65), Corona-Delegierter des Bundes, am Freitag erneut. «Kinder werden nicht nur selten krank, sondern sie stecken sich auch nur sehr selten an», sagte er. Das hätten ihm Spezialisten der entsprechenden medizinischen Fachrichtungen bestätigt.
Und dennoch wurden die Schulen nicht nur geschlossen, sie bleiben es auch noch bis 11. Mai. Zudem liessen Eltern ihre Kinder auch nicht mehr zum Spielen mit allen ihren Gspänli. Und mit dem Treffen von Grosseltern wars auch vorbei. Alles auf Empfehlung des Bundes. Was gilt jetzt nun? BLICK erklärt die widersprüchlichen Aussagen.
1. Warum wurden die Schulen geschlossen?
Vor vier Wochen, als der Bund den Lockdown verordnete, sprachen drei Gründe für die Schliessung der Schulen.
- Man wusste noch weniger als heute, wie sich das Virus verhält. Auch wenn es schon damals Hinweise auf die grössere Widerstandsfähigkeit der Kinder gab: Streng nach dem Vorsorgeprinzip «Sicherheit zuerst» wollte der Bund jedes Risiko vermeiden.
- Insbesondere im Tessin drängten Eltern auf Schulschliessungen – weil sie ihre Kinder nicht einer möglichen Gefahr aussetzen wollten.
- Auch in anderen Staaten wurden die Schulen geschlossen. Ein Schweizer Alleingang wäre schlicht nicht mehr zu vermitteln gewesen.
Vier Wochen später sieht die Welt etwas anders aus – und die Schulen öffnen am 11. Mai ja wieder. Dass es noch so lange dauert, hat damit zu tun, dass sie Schutzkonzepte erarbeiten müssen, um trotz allem möglichst jedes Risiko auszuschliessen und auch die Lehrer zu schützen.
2. Warum dürfen sich Kinder jetzt wieder zum Spielen treffen?
Weil man jetzt, so impliziert Koch, mehr wisse. Der Corona-Delegierte sagte zwar am Freitag, dass das Veranstaltungsverbot – nicht mehr als fünf Personen zugleich an einem Ort – nie für Kinder gegolten habe. Doch das stimmt nicht ganz: Noch vor vier Wochen hatte der Bund geraten, sich auch bei Kindern an die Richtgrösse von fünf Personen zu halten.
Jetzt also können sich Kinder wieder treffen. Das Risiko, dass Kinder, wenn sie nach dem Spielen nach Hause kommen, ihre Eltern infizieren, ist gemäss aktueller Einschätzung gering. Zum Spielen sollten aber nicht alle ihre Eltern mitnehmen. Warum? Weil Eltern andere Eltern sehr wohl anstecken können, wenn sie stundenlang auf dem Spielplatz, im Garten oder im Hinterhof zusammensitzen.
3. Und warum dürfen sie ihre Grosseltern trotzdem nicht besuchen?
Koch wiederholte am Donnerstag, dass die Empfehlung, auf den Besuch von Grosseltern zu verzichten, immer noch gültig sei. Senioren gehören zur Risikogruppe, bei denen eine Ansteckung mit einem hohen Risiko auf eine ernsthafte Erkrankung einhergeht. Und selbst wenn Kinder normalerweise das Virus nicht übertragen – im Einzelfall ist es eben nicht ausgeschlossen. «Es gibt trotzdem keine hundertprozentige Sicherheit, dass sie das Virus nicht übertragen», so Koch. Zudem ist der Verzicht auf den Besuch der Grosseltern zwar eine Massnahme, die mühsam und sogar schmerzlich ist – wie Koch aus eigener Erfahrung weiss. Aber sie ist machbar.
So weit, so einigermassen klar. Viele Eltern würden sich wünschen, dass der Bund dies verständlicher kommunizieren würde. Und auch transparent machen würde, wenn sich seine Einschätzung aufgrund neuer Erkenntnisse im Verlauf der Wochen geändert hat. Denn manche Widersprüche – etwa weshalb Krippen und Kitas geöffnet sind, Schulen aber dichtgemacht wurden – konnte der Bund bis heute nicht vollständig klären.