Hier wird der Geldtransporter ausgeräumt
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Überfall in der Waadt:Hier wird der Geldtransporter ausgeräumt

Westschweiz wird zur Sperrzone für Geldtransporter – Politiker sind entsetzt
«Bei Überfällen in Zürich hätte man gehandelt»

Die Vorwürfe sind happig: Wären die brutalen Überfälle auf Geldtransporter in Zürich passiert, hätte die Politik gehandelt. Weil aber die Romandie betroffen war, schert es Bundesbern nicht. Das wollen sich Westschweizer Politiker nicht gefallen lassen!
Publiziert: 09.12.2019 um 19:47 Uhr
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Aktualisiert: 09.12.2019 um 19:53 Uhr
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Hier in Daillens VD wurde vor wenigen Tagen erneut ein Geldtransporter überfallen.
Foto: Keystone
Pascal Tischhauser

Die Romandie ist nun Sperrzone für Geldtransporter. Nach mehreren Überfällen auf Sicherheitsfahrzeuge ist die Versicherung von Geldlieferungen der Post-Tochter SecurePost in der Westschweiz abgesprungen. So musste die Post die Transporte einstellen.

Jetzt platzt welschen Politikern der Kragen. Allen voran FDP-Nationalrat Olivier Feller (45). Denn er hatte immer wieder Massnahmen gefordert. Nun prangert er an: «Wären die Überfälle in Zürich verübt worden und nicht in der Romandie, hätte die Schweizer Politik längst gehandelt. Es ist unhaltbar, dass die Westschweiz zur No-go-Area für Geldtransporter geworden ist.»

Offenbar sei die Romandie attraktiv für Verbrecherbanden. Dies, weil nach den Überfällen auf die Geldtransporter niemand gehandelt habe. Diese Untätigkeit sei eine Einladung an die Verbrecher, in der Westschweiz gefahrlos weiterzumachen. «Hier müssen wir endlich Gegensteuer geben», so Feller.

Staatsrätin legt Dringlichkeitsplan auf

Auch die Waadtländer Staatsrätin Béatrice Métraux (64) sieht Handlungsbedarf. Sie hat laut «SonntagsZeitung» bei ihrer Kantonsregierung einen Dringlichkeitsplan für mehr Sicherheit für Kurierdienste beantragt. Wie Feller hat sie verlangt, dass in der Nacht grössere gepanzerte Fahrzeuge fahren sollen.

Der FDP-Nationalrat erklärt das Anliegen wie folgt: Heute dürften nur Transportfahrzeuge unter 3,5 Tonnen zwischen 22 und 5 Uhr morgens verkehren. Für Lastwagen, die beispielsweise Schnittblumen bringen, gilt eine Ausnahme. Eine solche soll es laut Métraux und Feller nun auch für schwere Transportfahrzeuge geben. Denn grosse Transportfahrzeuge seien schwieriger anzugreifen. «Es wären dann pro Nacht vielleicht zehn schwere Geldtransporter in der Schweiz unterwegs», sagt der FDPler.

Wie der Bundesrat Feller am Montag wissen liess, will die Landesregierung aber keine Ausnahme für Geldtransporter machen. Dazu sagt Feller nur: «Dass der Bundesrat weiterhin die Arme in den Schoss legen will, zeigt mir deutlich, dass die Sicherheit in der Romandie nicht erste Priorität hat bei der Schweizer Regierung.»

Geldvernichter mitführen!

Der Nationalrat regt auch an, die Geldmenge pro Fahrzeug zu beschränken, sodass sich Überfälle weniger lohnten. Und vor allem seine dritte Forderung hat es in sich: «Es braucht Folgendes: Geldvernichter in den Transportwagen, also Vorrichtungen, die bei gewaltsamer Öffnung der Fahrzeuge das Geld augenblicklich zerstören.»

All die Massnahmen Fellers erscheinen notwendig, da die Romandie für Versicherungskonzerne inzwischen ein zu heisses Pflaster geworden ist. Der brutale Überfall auf ein Fahrzeug der SecurePost in Daillens VD vom 2. Dezember brachte das Fass zum Überlaufen.

Personal muss geschützt werden

Es ist offenbar nicht nur so, dass die Versicherung der Post-Tochter die Notbremse gezogen hat und keinen Versicherungsschutz für Geldtransporte in der französischsprachigen Schweiz gewähren will. Dem Vernehmen nach findet sich derzeit keine andere Versicherung mehr, die bereit ist, für Überfälle in der Romandie geradezustehen. Denn die Versicherungskonzerne müssen Millionen ausschütten, wenn sich Banden wieder Geldtransporter vornehmen.

Ohne Versicherung im Rücken ist der Geldtransport auf den Westschweizer Strassen auch für den gelben Riesen ein zu grosses Risiko – vor allem auch, weil er seine Mitarbeiter vor den rücksichtslosen Banden schützen muss.

Banden aus Lyon

Fairerweise muss jedoch gesagt werden, dass die geografische Lage der Romandie, also die Nähe zu Frankreich, die Region unsicherer macht. Denn die Sicherheitsbehörden gehen laut verschiedener Meldungen davon aus, dass Banden aus der Umgebung Lyons die Überfälle auf die Transporter begehen.

Nicht auszuschliessen ist bislang jedoch auch, dass eine Person, die Einblick in die Geldverteilung im Welschland hat, der Unterwelt Tipps gibt.


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