«Ich habe es gesehen», verkündete der St. Galler Ex-SVP-Nationalrat Toni Brunner (44) im Herbst, als er auf Ende 2018 seinen Rücktritt aus der grossen Kammer bekannt gab. Nach 23 Jahren im Bundeshaus hatte er die Nase voll vom Berner Politikbetrieb (BLICK berichtete). In seine Fussstapfen tritt der St. Galler Kantonsrat Mike Egger (26), der in der Frühlingssession als neuer Nationalrat vereidigt wird.
«Junge Generation untervertreten»
Doch Egger strebt gleich noch nach höheren Weihen: Er soll für die SVP in den Wahlkampf um den freien Ständeratssitz von FDP-Frau Karin Keller-Sutter (55) steigen, die in den Bundesrat gewählt worden ist. Das schlägt der SVP-Kantonalvorstand seiner Delegiertenversammlung vor. Diese entscheidet am 9. Januar über die Nomination. «Mike Egger vertritt die junge Generation, die im Ständerat klar untervertreten ist», schreibt die Partei dazu.
Dass die SVP auf Egger ausweicht, dürfte damit zu tun haben, dass andere Kandidaten gleich reihenweise absagten – so etwa Regierungsrat Stefan Kölliker (48), ebenso wie Parteisekretärin Esther Friedli (41) oder Nationalrat Roland Rino Büchel (53).
Bisherige Angriffe auf die Ständeratsbastion blieben in St. Gallen bisher erfolglos. Eggers Kandidatur dürfte daher vor allem Werbung in eigener Sache für den baldigen Neo-Nationalrat sein, um sich so im Herbst 2019 die Wiederwahl in die grosse Kammer zu sichern.
Spannende Ausgangslage
Interessant ist die Ersatzwahl vom 10. März aber trotzdem: Gleich mehrere Parteien streiten sich um den freien Sitz von KKS! Die FDP versucht das Mandat mit Anwältin und Kantonsrätin Susanne Vincenz-Stauffacher (51) zu verteidigen. Die CVP schickt Regierungsrat Benedikt Würth (50) ins Rennen. Und die Grünen treten mit Uni-Professor Patrick Ziltener (51) an.
Als Favorit gilt derzeit CVP-Mann Würth. Er könnte von linken Stimmen profitieren, denn die SP wird selber nicht antreten, da sie mit Paul Rechsteiner (66) bereits einen der beiden St. Galler Ständeratssitze besetzt.
Entscheidend wird sein, wie die Kandidaten im ersten Wahlgang abschneiden. Es ist gut möglich, dass die eine oder andere Partei im zweiten Wahlgang – und der ist so sicher wie das Amen in der Kirche – kurzfristig noch auf ein anderes Pferd setzen könnte oder gar nicht mehr antritt.