In der Zürcher Gemeinde Rüti im Bezirk Hinwil finden alljährlich 1.-August-Feierlichkeiten statt. Heuer soll ein ganz prominenter Gast die Festgemeinde mit einer Rede entzücken – nämlich Roger Köppel (53), SVP-Nationalrat und Verleger der «Weltwoche». Dies fädelte die Rütner SVP ein, die 2018 damit betraut ist, den Redner zu organisieren.
Einziger Haken an der ganzen Sache: Niemand fühlt sich verantwortlich, das eigentliche Fest zu planen. Sowohl die Gemeinde, die kommunale SVP und übrige Vereine schieben sich die Schuld für dieses Versäumnis zu. Mit der Feier rechnete bereits niemand mehr, wie der «Zürcher Oberländer» schreibt.
Strahlender Retter für «unseren Nationalfeiertag»
Enttäuscht darüber ergreift Köppel die Gelegenheit, und kündigt auf Facebook an: «Die Weltwoche wird in die Bresche springen und in Rüti unseren Nationalfeiertag 2018 für die Bevölkerung durchführen.» Köppel schenkt sich also quasi selbst seinen Auftritt in Rüti – und kann sich erst noch als strahlender Retter der Feier aufspielen.
In einer Videobotschaft richtet er sich süffisant an die Rütner Bevölkerung und stichelt dabei gegen den Gemeinderat. «Es ist schade, dass der Gemeinderat es nicht hinkriegte, die Feier zu organisieren.» Dabei verkennt Köppel, dass die Organisation der 1.-August-Feier eigentlich den Vereinen obliegt, und nicht dem Gemeinderat. «Aber das ist ja das Wunderbare an der Schweiz: Wenn es oben nicht stimmt, greifen wir Bürger ein», gibt sich der SVP-Politiker volksnah.
1.-August-Feier darf keine Parteiveranstaltung sein
«Bei uns hängt es nicht von der Politik ab, sondern wir Bürger haben das Heft in der Hand. Das unterscheidet uns von den Franzosen, den Deutschen und allen anderen», doppelt Köppel gewohnt scharfzüngig nach. Ein Vorgeschmack auf seine Rede?
Das sollte es nicht sein. Denn die Gemeinde stellt immer eine einzige Bedingung an die Organisatoren: Die Feier darf nicht zu einer Parteiveranstaltung oder einem kommerziellen Anlass verkommen. (duc)