Der positiv auf Corona getestete Jean-Pierre Gallati (55) war wohl bereits am SVP-Parteitag am 27. Oktober ansteckend. Der Gesundheitsdirektor verspürte bereits am Freitag, 29. Oktober 2021 leichte Symptome. Dass sich der Aargauer Gesundheitsdirektor trotz vollständiger Impfung mit dem Virus infizierte, teilten die Gesundheitsbehörden des Kantons drei Tage später mit.
Nun kommt heraus: Auch andere Teilnehmer des Anlasses wurden positiv getestet. Etwa Fraktionschefin Désirée Stutz, die rechts neben Gallati sass, wie die «Aargauer Zeitung» schreibt. Laut dem Artikel haben sich mindestens zwei weitere Teilnehmende infiziert. Es soll sich dabei um Grossrätin Nicole Müller-Boder (42) und ihren Partner handeln.
Partner und Tochter auch infiziert
Müller-Boder sass am Parteitag ein paar Meter schräg versetzt von Gallati. Laut der «Aargauer Zeitung» blieb sie am Freitagmorgen mit Fieber zu Hause. Am Freitagnachmittag hatte sie bereits Gewissheit: Der Test war positiv. Müller-Boder hatte sich mit Covid-19 infiziert.
«Ich hatte in der Nacht von gestern auf heute Fieber, jetzt geht es mir aber schon wieder besser», sagt die SVP-Politikerin. Ihr Partner, der mit Müller-Boder am Parteitag war, zeigte laut der Grossrätin am Montag leichte Symptome. Als die Symptome nicht verschwanden, machte ihr Partner einen Selbsttest, der positiv ausfiel. Auch bei ihm und bei Müller-Boders älterer Tochter fiel der PCR-Test, den sie danach machten, positiv aus.
Müller-Boder ist nicht geimpft
Müller-Boder und ihr Partner sind nicht geimpft und haben auch die Covid-App nicht auf dem Smartphone installiert. Deshalb erhielten sie keine Infektionswarnung. Sie hatten sich jedoch kurz vor dem Anlass testen lassen, um das Zertifikat zu erhalten. «Wir waren am 27. Oktober also definitiv nicht infiziert», sagt Müller-Boder zur Zeitung. Bisher habe sie Anlässe mit vielen Leuten in geschlossenen Räumen gemieden, der SVP-Parteitag sei die erste solche Veranstaltung seit langem gewesen.
Die Grossrätin nahm am Anlass teil, weil sie bei der Parolenfassung für ein Nein zum Covid-Gesetz reden wollte. Dass es trotz 3G-Regel zu mehreren Ansteckungen kam, sieht sie als Bestätigung ihrer Bedenken.
Testen statt impfen?
«Das Zertifikat sorgt für eine trügerische Sicherheit, dabei besteht bei Geimpften das Risiko, dass sie ohne Symptome ansteckend sind und das Virus unbemerkt weitergeben», sagt sie. Für Müller-Boder gibt es nur eine Lösung, um sichere Anlässe durchzuführen: Das 1G-Prinzip, wobei das G nach ihrer Lesart für getestet – nicht für geimpft – steht.
Ob es am SVP-Parteitag zu weiteren Ansteckungen kam, ist bisher nicht restlos geklärt. Die Aussagen von Parteimitgliedern sind laut der «Aargauer Zeitung» widersprüchlich. Einige SVPler sollen von mehreren weiteren Fällen wissen. Andere halten fest, Müller-Boder und ihr Partner seien die Einzigen, die sich womöglich am Parteitag angesteckt hätten.
Der SVP Parteitag macht schon am selben Abend Schlagzeilen: Überraschend stimmten die Delegierten für ein Ja zum Covid-Gesetz am 28. November – dies im Kontrast zu nationalen Mutterpartei. (dvo)