Die Corona-Krise trifft die Weiterbildungsbranche mit voller Wucht. In einem Brief an Bundesrat Guy Parmelin (60, SVP) warnt der Schweizerische Verband für Weiterbildung (SVEB) vor einer «grossen Anzahl von Konkursen und damit einer strukturellen Schwächung», sollte der Bund den privaten Anbietern und im gleichen Sektor tätigen Selbständigen nicht mit Ausfallentschädigungen unter die Arme greifen – und zwar rasch.
«Die Unternehmen sparen immer zuerst bei der Weiterbildung», sagt Matthias Aebischer (52), SVEB-Präsident und Berner SP-Nationalrat. «Das heisst konkret: Viele unserer 700 Mitglieder werden auch nach der Corona-Krise kaum mehr auf eigenen Füssen stehen können.»
Allein von März bis Mai rechnet die Branche – bei einem jährlichen Umsatz von rund 5,6 Milliarden – mit über einer Milliarde Franken Ausfällen.
Zinslose Kredite, wie der Bund sie für die KMU garantiert, helfen da wenig, so Aebischer. «Die Verbandsmitglieder werden sie nicht zurückzahlen können. Bis die Weiterbildungsbranche wieder dort steht, wo sie vor zwei Monaten war, wird es Jahre dauern.»
Drei Viertel der Kursteilnehmer über 60
Besonders stark betroffen sind Volkshochschulen. Die Situation sei dramatisch, sagt Pius Knüsel, Direktor der Volkshochschule Zürich: «Vor drei Wochen mussten wir alle Kurse absagen und seither sparen wir, wo wir können.»
Doch rund 50 Prozent der Fixkosten fielen weiterhin an, weil bereits am Programm für den kommenden Winter gearbeitet werde. «Ohne Direktzahlungen halten wir vielleicht noch zwei Monate durch», so Knüsel. Er gehe davon aus, dass dies bei anderen grossen Volkshochschulen ähnlich aussehe.
Verschärfend kommt hinzu, dass rund drei Viertel der Kursteilnehmer älter als 60 sind. «Diese Menschen», sagt Knüsel, «werden auch nach ersten Lockerungen der Massnahmen des Bundes nicht sofort ins öffentliche Leben zurückkehren.»