Wer schweren Herzens aus dem Nationalrat zurücktritt, bekommt zum Dank für oftmals jahrelange Parlamentsarbeit – einen Blumenstrauss. Zu wenig, findet der Waadtländer SVP-Nationalrat Jacques Nicolet (54). Ginge es nach ihm, sollen Parlamentarier künftig auch noch einen guten Tropfen mit auf den Weg bekommen.
In der offiziellen Fragestunde im Parlament will er wissen, ob man nicht zusätzlich noch zwei Flaschen Schweizer Wein verschenken könnte. «Damit könnten wir unsere Verbundenheit zu lokalen Produkten kundtun», sagt Nicolet. Zudem ist er überzeugt, dass sich zumindest die männlichen Beschenkten darüber auch viel mehr freuen würden. «In der Westschweiz ist es üblich, Männern Wein zu verschenken. Kaum jemand käme auf die Idee, ihnen einen Blumenstrauss zu übergeben», sagt Nicolet.
Umsatz ankurbeln?
Doch der Verdacht kommt auf, dass der Waadtländer den Vorschlag noch aus anderen Gründen macht. Nicolet ist von Beruf Landwirt. Will der schlaue Bauer mit dem Geschenke-Vorstoss etwa den eigenen Umsatz ankurbeln?
Nicolet verneint. Auf Nachfrage von BLICK versichert er, er besitze ausschliesslich Milchkühe und Hühner – sein Betrieb produziert also keinen Wein. Nicolet betont zudem, dass es ihm nicht um den persönlichen Vorteil gehe. Er wolle ja noch einige Zeit Parlamentarier sein. «Ich wurde gerade erst wiedergewählt und will noch bleiben.»
Gegen den Schweizer Weinsee
Freuen dürften sich über das Ansinnen Nicolets aber vor allem auch die Winzer. Denn Schweizer Weinbauern haben ein Absatzproblem: Sie produzieren zu viel. Der importierte Wein ist zudem viel billiger. Kürzlich demonstrierten denn auch die Bauern auf dem Bundesplatz und forderten, die Einfuhrzölle zu erhöhen.
Nicolets direkte Staatshilfe im Bundeshaus wäre eine unbürokratischere Absatzförderung.