Weil es 2021 so nass war
Bauern spritzten viel mehr Bio-Pestizide

Um Schädlinge, Pilze und Unkraut zu bekämpfen, haben Bauern im vergangenen Jahr mehr Pestizide eingesetzt als noch im Vorjahr. Besonders Mittel, die in der Biolandwirtschaft erlaubt sind, wurden häufiger gespritzt.
Publiziert: 28.11.2022 um 13:22 Uhr
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Aktualisiert: 28.11.2022 um 15:24 Uhr
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2021 haben die Schweizer Bauern mehr Pestizide eingesetzt. Grund dafür war das schlechte Wetter.
Foto: Keystone

2259 Tonnen Pestizide sind im vergangenen Jahr in der Schweiz verkauft worden. Das sind 331 Tonnen oder 17 Prozent mehr als im Jahr davor. Grund für die Zunahme waren laut dem Bund der viele Regen, der die Ausbreitung von Krankheiten etwa bei den Reben, dem Obst und den Kartoffeln förderte.

Besonders zugenommen hat der Einsatz von Pestiziden, die auch in der Biolandwirtschaft erlaubt sind. Fast ein Drittel mehr Bio-Pestizide wie Kupfer, Schwefel oder Paraffinöl wurden 2021 verkauft. Insgesamt waren es 1234 Tonnen, also über die Hälfte aller verwendeten Pestizide. Dass mehr Bio- als synthetische Pestizide verkauft werden, ist eine Premiere.

Bauern steigen auf ökologischere Mittel um

Das Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) erklärt diese Entwicklung damit, dass viele Bäuerinnen und Bauern auf nicht-synthetische Mittel umsteigen würden. Dieser Trend zeichne sich schon seit mehreren Jahren ab.

Die Verkaufsmenge synthetischer Pestizide war praktisch gleich wie im Vorjahr. Über beide Kategorien betrachtet kamen vor allem viel mehr Mittel gegen Pilz- und Schädlingsbefall zum Einsatz. Unkrautvernichter hingegen wurde weniger gespritzt.

Pestizid-Risiken müssen gesenkt werden

2021 legte das Parlament das Ziel fest, bis 2027 die mit Pestiziden verbundenen Risiken für Oberflächengewässer, das Grundwasser und naturnahe Lebensräume wie beispielsweise Biotope um 50 Prozent zu verringern. Erste Berechnungen des BWL haben nun ergeben, dass die ergriffenen Massnahmen «erfreulicherweise» Wirkung zeigen.

So habe etwa das Pestizid-Risiko fürs Grundwasser im Vergleich zum Zeitraum von 2012 bis 2015 halbiert werden können, weil der Einsatz von wasserverschmutzenden Produkten reduziert wurde. Da ist das Ziel also bereits erreicht. Auch das Risiko für Oberflächengewässer konnte reduziert werden, unter anderem aufgrund von Sanierungen von Waschplätzen für Pestizid-Spritzgeräte. Nicht verändert hat sich jedoch das Risiko für naturnahe Lebensräume. Ab Anfang des kommenden Jahres werden neue Massnahmen zur Reduzierung der Risiken eingeführt.

Noch nicht überall auf Kurs

Während die Entwicklung bezüglich des Grundwassers sehr gut sei, Stimme die Richtung bei Seen, Flüssen und Bächen «einigermassen», fasste BLW-Direktor Christian Hofer (50) die Ergebnisse zusammen. Bei Biotopen sei die Entwicklung «durchzogen».

Es gehe «in die richtige Richtung», so sein Fazit. Doch um das Ziel zu erreichen, bleibe «anspruchsvoll». Ein Problem sei, dass es gerade für Insektizide noch keine richtige Alternative gäbe. (SDA/lha)


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