Weil er sonst nicht viel zustande brachte, will Obama jetzt den Krebs ausrotten
Yes we cancer!

An seiner letzten Rede zur Lage der Nation konnte Obama wieder mit seiner vitalen und optimistischen Art überzeugen. Er spricht über die Zukunft und rüttelt Amerika auf, an sich selbst zu glauben.
Publiziert: 16.01.2016 um 19:30 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2018 um 20:36 Uhr
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US-Präsident Barack Obama während der Rede im US-Kongress.
Foto: Reuters
Von Peter Hossli

Auf der Tribüne strahlt First Lady Michelle Obama (51) im senfgelben Kleid. Unten im US-Kongress beginnt ihr Mann in der Nacht auf Mittwoch mit einem Witz. «Das ist meine letzte Rede zur Lage der Nation», sagt Präsident Barack Obama (54), «ich werde mich kurzfassen, einige von Ihnen wollen zurück nach Iowa.» Im US-Bundesstaat im Mittleren Westen finden am 1. Februar erste Vorwahlen im Wettbewerb um Obamas Nachfolge statt. «Gerne gebe ich nach der Rede ein paar Tipps ab.»

Entspannt setzt Obama zu einer seiner besten Reden als US-Präsident an. Er wirkt vital und nicht mehr so müde wie in den letzten beiden Jahren. Er predigt nicht, er spricht. Er verbreitet Optimismus, wie im Wahlkampf von 2008, als er mit «Yes we can» die Welt erreichte: «Jeder, der sagt, die amerikanische Wirtschaft sei im Abstieg begriffen, bewegt sich in der Fiktion.»

Doch nicht über seine Leistungen als Präsident – die waren nicht überragend –, sondern über die Zukunft spricht Obama. Rhetorisch erinnert er an den ewigen Optimisten Ronald Rea­gan (1911–2004). Obama rüttelt Amerika auf, an sich selbst zu glauben. «Vor 60 Jahren, als uns die Russen im Wettrennen im All schlugen», so der Präsident, «da haben wir nicht geleugnet, dass es den Sputnik gibt.» Niemand habe ­damals verlangt, das Budget der Universitäten zu streichen. «Über Nacht haben wir ein eigenes Weltall-Programm auf die Beine gestellt, zwölf Jahre später waren wir auf dem Mond.»

Nun will Obama ein neues Feld erobern – und Krebs heilen. «Heute Abend lancieren wir ein nationales Programm, um den Krebs zu besiegen.» Dafür zuständig sei Joe Biden (73) – letztes Jahr hatte der Vizepräsident seinen Sohn an Krebs verloren.

Wie einst Rea­gan greift er mit markigen Worten die Feinde der USA an. «Killer und Fanatiker» nennt er die Terroristen des IS und von Al Kaida. Und er warnt: «Wenn Ihr Amerika angreift, dann schlagen wir zurück – uns kann keiner entkommen, wir finden euch alle.»

Als «stärkste Nation der Erde» bezeichnete er unter Jubel die USA. «Es ist nicht einmal knapp. Punkt.» Suche jemand nach Führung, gehe er nicht nach Moskau oder Peking. «Er ruft uns an!»

Zuletzt macht er noch etwas Wahlkampf – und greift Donald Trump (69), ohne ihn zu nennen. «Unser öffentliches Leben verkümmert, wenn immer nur die extremen Stimmen Aufmerksamkeit bekommen», sagt Obama. «Wenn Politiker Muslime beleidigen, wenn eine Moschee verwüstet und ein Kind schikaniert wird, macht uns das nicht sicherer.» Wer dazu aufhetze, betrüge Amerika.

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