Mit seiner Aktion wollte Luzi Stamm (66) der Drogenmafia das Handwerk legen. Doch der Kauf von einem Gramm Kokain in der Berner Altstadt hat vorerst nur für den Aargauer SVP-Nationalrat ein juristisches Nachspiel: Die Kantonspolizei Bern hat Stamm bei der Staatsanwaltschaft angezeigt. Das teilt Sprecher Christoph Gnägi auf Nachfrage von BLICK mit.
Stamm sei im Zuge der Abklärungen einvernommen worden. Weitere Angaben zu den Ermittlungen macht die Kantonspolizei nicht.
Er wollte das Koks im Bundeshaus verstecken
SVP-Nationalrat und Rechtsanwalt Stamm hatte während der Frühlingssession im März einem Strassenmusiker spontan das Kokain abgekauft. Er hatte es erst über Nacht im Bundeshaus verstecken wollen, dann aber doch mit nach Hause genommen und tags darauf schliesslich der Polizei übergeben. Den Dealer habe er angezeigt, sagte Stamm damals. Die Kantonspolizei Bern allerdings teilt mit, von einer Anzeige keine Kenntnis zu haben.
Kurz nach dem Koks-Kauf hatte Stamm zudem erzählt, auch schon mit einem Koffer voller Falschgeld, das er über die Grenze geschmuggelt habe, im Bundeshaus unterwegs gewesen zu sein. Diesen Fall habe man der Bundesanwaltschaft für Abklärungen übergeben, sagt Kantonspolizei-Sprecher Gnägi. Diese hat laut eigenen Angaben allerdings kein Strafverfahren eröffnet.
SVP verordnete eine Auszeit
Stamm selbst war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Die SVP hatte ihn nach Bekanntwerden der Drogen- und Falschgeld-Affäre dazu gedrängt, eine Auszeit zu nehmen und sich in ärztliche Behandlung zu begeben.
Inzwischen gehe es Stamm besser, teilte die SVP Aargau jüngst mit. Zur Sondersession Anfang Mai soll der Nationalrat ins Parlament zurückkehren. Es wird wohl eine seiner letzten sein. Denn schon vor dem Koks-Kauf stand fest, dass Stamm, seit 1991 im Parlament, bei den Wahlen im Herbst kein weiteres Mal für die SVP kandidieren wird.