Noch gilt der Corona-Lockdown – und alle Unternehmen müssen sich an die vom Bund erlassenen Regeln halten: verschärfte Hygienevorschriften, genug Abstand zwischen den Angestellten.
Auf Baustellen ist das naturgemäss schwieriger als im Büro. Gewerkschaften forderten daher, dass Baustellen geschlossen werden müssen. Einige Kantone wie das Tessin und Genf haben das denn auch getan. Doch vielerorts wird weitergebaut – auch wenn die Regeln nicht eingehalten werden.
Gefeuert, weil er kritisiert hat
Dass er dagegen aufbegehrt hat, ist dem Sanitär Bruno P.* zum Verhängnis geworden.
Als leitender Monteur baute P. am neuen ZSC-Eishockeystadion in Zürich-Altstetten mit. Bis zum 23. März. Dann wurde er gefeuert – offiziell aus «wirtschaftlichen Gründen». Doch P. ist überzeugt: «Ich bin geflogen, weil ich auf der Baustelle auf die Einhaltung der Massnahmen gedrängt habe.» Dies hat ihm auch sein ehemaliger Vorgesetzter bestätigt. Die entsprechende Whatsapp-Nachricht liegt BLICK vor. «Du sollst die Leute aufgebracht haben, dass sie aufhören mit Schaffen», steht darin.
P. wollte mehr Zeit
Ein erstes Mal hat P. am 17. März interveniert, einen Tag, nachdem der Bundesrat den Notstand verhängte. Er habe bei seinem Arbeitgeber, einem Sanitärtechnik-Unternehmen aus Zürich, und bei der Bauleitung des Immobilien-Giganten HRS wegen Nichteinhaltung der Schutzmassnahmen reklamiert, erzählt der Bauarbeiter.
Konkret habe er gefordert, dass sie mehr Zeit bekommen, um Rohre zu installieren. «Wir Sanitäre konnten den Zwei-Meter-Abstand unmöglich einhalten. Den Eisenlegern und Maurern geht es genau gleich», sagt er. Auch die WCs seien in einem jämmerlichen Zustand gewesen – «und die benutzen alle 150 Arbeiter». Doch anstatt nachzubessern, habe sich der Bauleiter bei P.s Arbeitgeber über den aufsässigen Sanitär beschwert. Es gab eine erste Verwarnung.
Verständnis für den Arbeitgeber, aber nicht für HRS
Als die Situation sich auch in der kommenden Woche nicht besserte, beschwerte sich P. erneut – und drohte, sich bei der Gewerkschaft zu melden und notfalls an die Medien zu gehen. Erneut beklagte sich die Bauleitung bei dessen Arbeitgeber.
Und der handelte: P. wurde auf die Strasse gestellt. Er könne das irgendwie sogar verstehen, sagt P., HRS sei ein wichtiger Auftraggeber für seinen Chef. «Aber beide haben doch eine Verantwortung, die Leute zu schützen.»
Doch diese werde zu wenig wahrgenommen, ist P. überzeugt. «Stattdessen habe ich gehört, wie ein Maurer-Polier seine Leute zusammengestaucht hat nach dem Motto: Wer nicht zur Arbeit kommt, muss mit Konsequenzen rechnen.»
Nicht der erste Fall
Als P. dann auch noch Bilder von der Baustelle machte, die belegen, dass die Abstände wirklich nicht immer eingehalten werden, wurde er per sofort der Baustelle verwiesen. «Man will auf jeden Fall verhindern, dass Kritik nach aussen dringt», so der Vorwurf des Sanitärs.
In der Tat wäre P. nicht der erste Bauarbeiter, der wegen Kritik an den Corona-Massnahmen auf Baustellen entlassen wird. Bekannt ist beispielsweise der Fall eines Logistikers auf der Baustelle des Roche-Towers in Basel, der fristlos entlassen wurde, nachdem er ein Foto von eng beieinander stehenden Bauarbeitern auf Facebook gepostet hatte.
HRS sagt, sie wüssten von nichts
Das Bauunternehmen HRS, welche das neue ZSC-Sadtion baut, hat keine Kenntnis vom Fall P. «Die Arbeiter auf den Baustellen sind mehrheitlich bei Subunternehmen angestellt. Die Führung der Arbeiter obliegt den Subunternehmen», sagt Sprecher Hans Klaus.
Auch Baustellenverweise habe HRS bisher nicht ausgesprochen. «Wir kontrollieren alle unsere Baustellen mehrmals täglich bezüglich der Vorschriften des Bundesrates», so Klaus. HRS habe einen ganzen Katalog an zusätzlichen Schutzmassnahmen auf allen Bausstellen eingeführt. «Wir kümmern uns aktiv darum, dass die Arbeiter auf unseren Baustellen geschützt sind.»
* Name der Redaktion bekannt