Weil der Ständerat die Lohngleichheit verzögert hat
Gewerkschaft liebäugelt mit landesweitem Frauenstreik

Der Entscheid des Ständerats, vorerst nichts zu tun gegen die Lohndiskriminierung von Frauen, treibt die Frauen auf die Strasse. Das hat sich am Donnerstagmittag in Bern gezeigt, wo schätzungsweise 500 Personen – vor allem Frauen – für Lohngleichheit demonstrierten.
Publiziert: 08.03.2018 um 15:47 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 21:35 Uhr
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Rund 500 Personen demonstrierten in Bern für Lohngleichheit.
Foto: Twitter

Mehrere Rednerinnen bezeichneten den Entscheid einer «Männermehrheit im Ständerat» als inakzeptabel und gar illegal. Seit 40 Jahren sei die Gleichheit der Geschlechter in der Schweizer Verfassung verankert. Jetzt müsste endlich die Lohngleichheit her.

Mehrere Rednerinnen verlangten «Lohngleichheit. Punkt. Schluss». Diese drei Wörter skandierten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Kundgebung auf dem Waisenhausplatz auch zum Schluss der Demonstration.

Gewerkschaft denkt über landesweiten Frauenstreik nach

Zu den Rednerinnen gehörte die aktuelle Berner Stadtratspräsidentin Regula Bühlmann (Grünes Bündnis). Sie sagte, die Ständeratsmehrheit habe sich einen Affront gegenüber Frauen geleistet. «Seit Jahrzehnten» warteten Frauen auf freiwillige Massnahmen für Lohngleichheit. Doch diese brächten nichts.

Lucie Waser von der Gewerkschaft SEV forderte, Frauen müssten angesichts der anhaltenden «göttlichen Ordnung» im Bundeshaus über einen zweiten landesweiten Frauenstreik nachdenken.

Von mehreren Gewerkschaften war die Kundgebung organisiert worden. Anlass dafür war der Internationale Frauentag, der am 8. März stattfindet.

Bundesrat will Transparenz bei Lohnunterschieden

Der Ständerat hatte am 28. Februar beschlossen, auf eine Vorlage des Bundesrats zur Bekämpfung der lohnmässigen Diskriminierung von Frauen in der Schweiz einzutreten. Er wies die Vorlage dann aber postwendend an die vorberatende Kommission zurück.

Der Bundesrat möchte Unternehmen mit mindestens 50 Mitarbeitenden verpflichten, Lohnunterschiede zwischen den Geschlechtern transparent zu machen. Die Unternehmen sollen alle vier Jahre eine Lohnanalyse durchführen und von einer unabhängigen Stelle prüfen lassen. Anschliessend müssten sie die Angestellten über das Ergebnis informieren. Sanktionen wären nicht vorgesehen.

Die Mehrheit des Ständerats will, dass die vorberatende Kommission Alternativen prüft, insbesondere Modelle der Selbstdeklaration.

Das Berufsnetzwerk Business & Professional Women (BPW) gab kürzlich bekannt, auch 22 Jahre nach Einführung des Gleichstellungsgesetzes in der Schweiz verdienten Frauen durchschnittlich 15,1 Prozent weniger als Männer in vergleichbaren Positionen. BPW stützt sich auf Zahlen des Bundesamts für Statistik. (SDA/vfc)

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