Sie ist einer der grössten Erfolge im Kampf gegen Doping: Durch die «Operation Aderlass» konnte ein internationales Dopingnetzwerk gesprengt werden. Begonnen hat alles am 27. Februar bei einer Razzia an der Nordisch-WM im österreichischen Seefeld. Die Affäre hat sich in der Folge ausgeweitet. Inzwischen wird gegen 21 Athleten aus acht Ländern ermittelt – Leichtathleten, Langläufer, Radrennfahrer, Biathleten und Eisschnellläufer. Und selbst das ist erst der Anfang, sagen Involvierte.
In der Schweiz wäre eine solche Operation nicht möglich. Dopingsünden sind Sache der Sportverbände – das Strafrecht müssen weder Sportler noch Hintermänner fürchten. Denn das Sportförderungsgesetz stellt den Eigengebrauch von Doping nicht unter Strafe. Die Sportler riskieren nur eine Sperre durch ihren Verband.
«Der Sport ist nicht fähig, sich selbst zu regulieren»
Dem früheren Spitzensportler Marcel Dobler (39) reicht das nicht. Der einstige Zehnkämpfer und Bobfahrer will, dass Doping auch strafrechtlich verfolgt werden kann. «Die Operation Aderlass hat gezeigt, dass der Sport nicht fähig ist, sich selbst zu regulieren», sagt der heutige St. Galler FDP-Nationalrat. Er fordert einen sauberen Sport, «indem der Staat strafrechtlich aktiv wird».
Dobler hat dabei allein den Leistungssport im Visier: «Es geht mir nicht darum, Bodybuilder zu kriminalisieren», versichert er. Doch bei den Spitzensportlern erhofft er sich eine abschreckende Wirkung: «Wenn der Sportler weiss, dass ihm ein Strafregistereintrag droht und dass jederzeit Razzien und Hausdurchsuchungen möglich sind, wird das eine Wirkung haben.» Er glaubt zudem, dass über eine Kronzeugenregelung auch den Hintermännern das Handwerk gelegt werden könnte.
Swiss Olympic unterstützt Dobler
Dobler weiss, dass es ein schwerer Kampf wird: Bisherige Vorstösse fanden bei Bundesrat und Parlament nie Gehör. Darum geht der St. Galler schrittweise vor und verlangt vom Bundesrat erst einmal einen Bericht «über die Vor- und Nachteile einer strafrechtlichen Verfolgung» von Doping.
Dabei kann er sich auf den Support des Sportdachverbands Swiss Olympic verlassen. Präsident Jürg Stahl (51) begrüsst Doblers Vorstoss. Der frühere SVP-Nationalrat meint zwar, die Schweiz habe ein engmaschiges und sinnvolles Kontrollsystem. Aber: «Wir unterstützen alles, was der Glaubwürdigkeit des Sports dient.»