In der Wandelhalle sorgt es für Spott und Hohn bei Bundespolitikern. Mitten im neu eingerichteten Stillzimmer steht eine Giftpflanze! Und das gleich neben der Couch, auf der junge Mütter in Ruhe ihre Kinder stillen können sollen.
Der Weihnachtsstern ist zwar schön anzuschauen. Er hat es aber in sich. Gerade für Kleinkinder ist die Pflanze giftig. Wenn sie versehentlich Pflanzenteile verschlucken, kann das zu Durchfall, Erbrechen, Benommenheit oder Zittern führen. Aber auch auf der Haut von Kindern kann der Weihnachtsstern Ausschläge hervorrufen.
Hat ein Kind Teile der Pflanze verschluckt, sollte sofort der Mund ausgespült werden. Im Zweifelsfall sei ein Arzt aufzusuchen, raten Experten.
Das haben mittlerweile offensichtlich auch die Parlamentsdienste erkannt. Für eine Anfrage war am Mittwochnachmittag niemand zu erreichen. Ein nochmaliger Augenschein vor Ort aber zeigt: Die Giftpflanze ist inzwischen entfernt worden.
Kosten sorgen für rote Köpfe
Das neue Stillzimmer im Bundeshaus ist pünktlich zum Start der Wintersession eröffnet worden. Parlamentarierinnen und Parlamentarier aus verschiedenen Parteien hatten sich dafür eingesetzt. Hier sollen sich Mütter mit ihrem Nachwuchs zurückziehen können. Immerhin gab es in jüngster Zeit immer mehr Mütter im Rat. Und seit den Wahlen am 20. Oktober hat es noch mehr in Bundesbern.
Das neue Zimmer hat von Beginn weg für Diskussionen gesorgt. Es ist mit einer Waschgelegenheit, einem Sofa, einem gemütlichen Sessel und einem Wickeltisch ausgestattet. Für die nötige Diskretion sorgen Stoffvorhänge, die die Glastür verdecken. Das hat seinen Preis: inklusive Machbarkeitsstudie kostete das Zimmer 90'000 Franken.
Bundesrat soll sich rechtfertigen
Nachdem BLICK dies bekannt gemacht hat, ist im Parlament rasch Kritik laut geworden. «Ich habe nichts gegen ein Stillzimmer», sagt die Berner SVP-Nationalrätin Nadja Pieren (39). «Aber 90'000 Franken für nicht viel mehr als einen Wickeltisch und ein Sofa ist abartig.» Hier handle es sich um den Jahreslohn einer Mittelstandsfamilie. «Das ist ein Affront gegenüber jedem Steuerzahler und nicht zu rechtfertigen.»
Pieren, die selber eine Kindertagesstätte leitet, hat nun eine schriftliche Anfrage an den Bundesrat eingereicht. In der Fragestunde vom kommenden Montag will sie wissen, wie sich die Kosten genau zusammenstellen. Und wie der Bundesrat die Kosten rechtfertigt.
Gerade gegenüber Familien, die für die Einrichtung nur ein paar hundert Franken zur Verfügung hätten, so Pieren. «Ich habe eine ganze Kindertagesstätte mit viel weniger Geld eingerichtet.»