Wegen Waffen-Deals mit Putin
Hausdurchsuchungen bei der Ruag!

Die Bundesanwaltschaft hat laut «Handelszeitung» heute morgen Hausdurchsuchungen bei der Ruag, dem Rüstungskonzern des Bundes, durchgeführt. Ein Ruag-Manager und der Russland-Chef der Bank Julius Bär sollen Putins Leibgarde mit Waffen beliefert haben.
Publiziert: 22.03.2018 um 09:51 Uhr
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Aktualisiert: 13.09.2018 um 05:28 Uhr
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Soldaten der russischen Sicherheitsdiensts FSO: Waffenlieferungen an Putins Leibwächter haben am 22. März 2018 zu einer Hausdurchsuchung bei der Ruag geführt.
Nico Menzato

Nach dem Postauto-Bschiss bei der Post und dem Datenleck bei der Swisscom erschüttert ein neuer Skandal einen staatsnahen Betrieb. Die Bundesanwaltschaft ermittelt gegen den bundeseigenen Rüstungskonzern, die Ruag.

Wie die «Handelszeitung» aufdeckte, haben ein Ruag-Manager der Munitionsabteilung Ammotec und der Moskau-Chef der Bank Julius Bär die Leibgarde von Wladimir Putin mit Waffen eingedeckt. Und zwar auf eigene Rechnung und hinter dem Rücken ihrer Schweizer Arbeitgeber. Sie sollen Kommissionen in Millionenhöhe kassiert haben. Auch Schmiergelder sollen geflossen sein.

Frustrierter Zuger Waffenhändler als Whistleblower

Am Donnerstag kam es zu Hausdurchsuchungen bei der Ruag, wie die Bundesanwaltschaft bestätigt. Den Hausdurchsuchungen ging eine Strafanzeige von Ruag voraus. «Die Bundesanwaltschaft hat in diesem Zusammenhang ein Strafverfahren eröffnet wegen Widerhandlung gegen das Kriegsmaterialgesetz, ungetreue Geschäftsbesorgung, eventuell ungetreue Amtsführung», sagt BA-Informationschef André Marty.

Ins Rollen gebracht hat den Fall ein Whistleblower – ein Zuger Waffenhändler und ehemaliger Vertragspartner der beiden verdächtigen Männer. Auch die russische Anti-Korruptionsbehörde ermittelt bereits seit dem Winter.

Heli, Handfeuerwaffen, Gewehre

Gemäss «Handelszeitung» verdiente das Trio bei diversen Deals mit dem Sicherheitsdienst des russischen Präsidenten Wladimir Putin: Etwa der Aufrüstung der MIL- und Agusta-Westland-Helikopter des Typs AW-139. Aber auch mit der Lieferung von Sig-Sauer-Handfeuerwaffen und Scharfschützen-Gewehre. Die Lieferungen waren legal und von allen beteiligten Regierungsstellen abgesegnet.

Ein Vertrag regelte gemäss der Zeitung, wie sich die Beschuldigten die erschlichenen Gelder aufteilten: Sie schlugen auf die Güter 40 Prozent Marge drauf. Der Julius-Bär-Banker erhielt die Hälfte davon. Der Zuger Waffenhänder und der Ruag-Manager je einen Viertel. Letzterer nutzte offenbar Ruag-Reisen, um private Geschäftskontakte zu knüpfen. Und dies nicht nur in Russland, sondern etwa auch in Mexiko.

Als es darum ging, das Geld des Helikopter-Deals mit Putin aufzuteilen, kommts zum Streit. Der Zuger Waffenhändler geht leer aus – und bringt wohl aus Frust den Fall ins Rollen.

Freigestellter war Mitglied von Ruag Ammotec

Die Ruag hat den Mitarbeiter per sofort freigestellt und eine Strafanzeige eingereicht. Das Unternehmen hat laut eigenen Angaben über die eigene Whistleblower-Stelle Kenntnis erhalten, dass der Kadermitarbeiter im Verkauf ausserhalb seiner Tätigkeit bei Ruag nicht autorisierte Geschäfte sowohl mit Ruag-Produkten als auch mit Konkurrenzprodukten abgewickelt haben soll. Dies stelle einen schwerwiegenden Verstoss gegen interne Richtlinien und die Ruag Compliance Regeln dar, heisst es in einer Mitteilung.

Laut «Tages-Anzeiger» handelt es sich beim Freigestellten um ein kurz vor der Pensionierung stehendes Geschäftsleitungsmitglied von Ruag Ammotec, der Munitionsdivision des Rüstungsunternehmens. Der Mann war im Jahr 2010 zu Ruag gestossen.

Die Bank Julius Bär hat ihren mutmasslich fehlbaren Leiter der Moskauer Filiale offenbar ebenfalls per sofort freigestellt, schreibt die Zeitung. Wie lange, ist noch nicht bekannt.

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