Das berühmte Postauto-Dreiklanghorn könnte im Jura bald verstummen. Der Kanton hat nach dem Subventions-Skandel beim gelben Riesen alle Buslinien neu ausgeschrieben. Dagegen gehen die Chauffeure nun auf die Strasse – diesmal ohne ihren Bus. Sie demonstrieren gegen Lohndumping.
Denn die Postauto-Chauffeur befürchten, dass man im Kanton Jura auf ihrem Rücken spart – obwohl auch in den Jura Millionenrückzahlungen aus dem Skandal flossen. Bis zum 28. November können Transportfirmen, die jurassische Buslinien übernehmen wollen, ihr Angebot einreichen.
Keine Sicherheiten
Doch anders als von den Busfahrern verlangt, hat der Kanton keine Vorkehrungen gegen Lohndumping getroffen. Die Fahrer berichten nun, sie würden auf ihren Fahrten von Vertretern einer französischen Firma und von einem spanischen Unternehmen angegangen. Laut der Gewerkschaft Syndicom würden die Chauffeure bei der Arbeit fotografiert, gefilmt und ausgefragt.
Darum haben die Chauffeure am Freitag die Eröffnung der Messe Comptoir Delémontain in Delsberg genutzt, um auf ihre Situation aufmerksam zu machen. Dabei haben sie symbolisch ein Rind zum Verkauf feilgeboten – es also für die Schlachtbank freigegeben. Quasi so, wie das aus ihrer Sicht der Kanton mit den Chauffeuren macht.
Gesamtarbeitsvertrag gilt nicht mehr
Das Problem, auf das die Busfahrer aufmerksam machen: «Das Unternehmen, das den Zuschlag erhält, muss das Personal nicht übernehmen», betont die Gewerkschaft. Wer seinen Job trotzdem behalten könne, müsse mit Lohneinbussen rechnen.
Denn: «Der Gesamtarbeitsvertrag muss nicht übernommen werden», so Syndicom weiter. Der empfohlene Mindestlohn des Bundesamts für Verkehr, der neu gelten würde, liege weit unter dem Durchschnittslohn im Jura.
Unzufrieden mit Qualität und Kosten
Auch Postauto kann sich erneut um die Linien bewerben. Doch die Chancen sind klein. «Wir waren nicht zufrieden mit Kosten und Qualität der Postauto-Angebote», begründete das der jurassische Verkehrsamtleiter David Asséo gegenüber dem «Tages-Anzeiger». Der Subventions-Bschiss ist natürlich noch weniger hilfreich.
Asséo wirft der Post-Tochter zudem «mangelhafte Transparenz und unzureichende Unterstützung für die Projekte» vor.
Die Gewerkschaft schätzt, dass der Kanton Jura mit der Neuvergabe bis zu einer Million Franken pro Jahr einsparen will.
Es leiden die Fahrer, nicht die fehlbaren Chefs
Nachdem die Postauto-Chaffeure schon vor den Kunden für den Postauto-Bschiss ihrer Chefs geradestehen mussten, drohen sie im Jura nun auch noch wegen der Fehler der Verantwortlichen beim gelben Riesen ihren Job zu verlieren oder zumindest weniger Lohn zu erhalten.
Derweil hat die Post zwar klar über 200 Betrugsmillionen an die öffentliche Hand zurückbezahlt, doch auf die Verurteilung der Schuldigen wartet man noch immer.