Wegen Klima-Buch
Doppelmoral-Vorwürfe an SP-Nordmann

Der Verband der Schweizer Druckereien schiesst in einem offenen Brief scharf gegen SP-Nationalrat Roger Nordmann. Grund ist dessen Buch über den Klimawandel, das nicht in der Schweiz gedruckt worden ist.
Publiziert: 21.09.2023 um 20:08 Uhr
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Aktualisiert: 21.09.2023 um 21:23 Uhr
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Muss Kritik einstecken: SP-Nationalrat Roger Nordmann.
Foto: Thomas Meier
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Tobias OchsenbeinRedaktor Politik

Hitzewellen, Dürren, Überschwemmungen – der Klimawandel beschäftigt uns mehr denn je. Der Waadtländer SP-Nationalrat Roger Nordmann (50) hat zu diesem Thema jüngst ein Buch veröffentlicht: «Urgence: Énergie et Climat», herausgegeben im Lausanner Verlag Favre (deutsche Ausgabe: «Klimaschutz und Energiesicherheit»).

Nun hat sich dpsuisse, der Dachverband der schweizerischen grafischen Industrie, auf das Buch eingeschossen. In einem am Mittwoch veröffentlichten offenen Brief an Nordmann wirft der Verband dem Autor Doppelmoral vor. Der Grund: Nordmanns Buch sei im nahen Ausland produziert worden – und nicht in der Schweiz. dpsuisse kanzelt das Vorgehen als inakzeptabel ab.

Ein Buch, das die Klimakrise thematisiere, solle auch physisch ein Musterbeispiel für Nachhaltigkeit und Transparenz sein, heisst es im Brief weiter. «Bei diesem Thema darf es einem Autor nicht egal sein, wo das Buch gedruckt wird. Da fehlt mir das Fingerspitzengefühl. Denn: Druckereien, die das Buch in der Schweiz produzieren könnten, gäbe es genügend», sagt Beat Kneubühler (50), Direktor von dpsuisse, zu Blick.

1000 Schweizer Betriebe

Die Verlags- und Druckbranche in der Schweiz sei nachhaltig und innovativ, versichert Kneubühler. Über 1000 Betriebe und mehrere Tausend Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stünden bereit, um einen solchen Auftrag lokal umzusetzen. Es sei darum nicht nötig, ein Buch zum Thema Klimanotstand im Ausland produzieren zu lassen.

Nordmanns Verleger sieht im Brief vor allem eins: unnötige Streitereien. Er schreibt Blick: «Wir sind ein unabhängiger Verlag und veröffentlichen etwa 50 Bücher pro Jahr.» Einige Bücher würden – wenn möglich – in der Schweiz hergestellt. Andere, wie bei allen Schweizer Verlagen, im Ausland produziert. Kommt hinzu: «Herrn Nordmanns Buch haben wir für 26.50 Franken angeboten. Hätten wir es in der Schweiz gedruckt, wäre es 10 bis 20 Franken teurer.»

Nordmann will sich nicht an Diskussion beteiligen

Der Waadtländer Nationalrat selbst nimmt den Brief und die Vorwürfe gelassen. Er sagt: «Ich schliesse als Autor lediglich einen Vertrag mit einem Verlag ab. Dieser ist danach verantwortlich für Druck und Distribution.» Er wolle sich an dieser Auseinandersetzung darum nicht beteiligen, finde es aber etwas bizarr, wenn der Schweizer Druckerverband einen Schweizer Verlag angreife und sich so quasi ins eigene Bein schiesse, führt Nordmann aus.

Er fügt hinzu: «Der Buchmarkt in der Westschweiz ist deutlich kleiner als in der Deutschschweiz. Ich als Autor bin darum froh, dass es überhaupt noch Verlage in der Westschweiz gibt, bei denen ich publizieren kann.»

Dpsuisse fordert Klimakompensation

Es reiche nicht aus, den Produktionsauftrag einem Verlag zu überlassen und sich dann nicht mehr um die ökologischen Aspekte und Transparenz des Projekts zu kümmern, schiesst dpsuisse zürück. Und fordert im Schreiben denn auch konkrete Massnahmen.

Man appelliere darum an Nationalrat Nordmann und den Verlag Favre, dieser Verantwortung gerecht zu werden. «Wünschenswert wäre zum Beispiel eine nachträgliche Klimakompensation bei Myclimate und dass eine allfällige zweite Auflage des Buches in der Schweiz gedruckt wird», sagt Kneubühler.

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