Wegen Interessenkonflikt
Pardini wirft das Handtuch

Neo-Post-Verwaltungsrat Corrado Pardini wirft bei der Unia das Handtuch. Weil er nun für die Konkurrentin Syndicom im VR des gelben Riesen sitzt, war sein bisheriges Gewerkschafts-Engagement nicht mehr opportun.
Publiziert: 08.06.2020 um 18:43 Uhr
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Aktualisiert: 08.06.2020 um 18:51 Uhr
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Corrado Pardini verlässt die Unia-Spitze «auf eigenen Wunsch».
Foto: Keystone
Pascal Tischhauser

Corrado Pardini (54) tritt per Ende Juli aus der Geschäftsleitung der Unia sowie aus ihren Gremien zurück, wie die Gewerkschaft mitteilt. Diesen Schritt macht Pardini nicht zuletzt, weil er für die Gewerkschaft Syndicom im Verwaltungsrat der Post Einsitz nimmt.

Für die Arbeitnehmervertreter der Syndicom war es ein Problem, dass der frühere SP-Nationalrat Pardini gleichzeitig bei der grössten Gewerkschaft der Schweiz in der Geschäftsleitung sitzt. Denn in der Logistik-Sparte stehen Unia und Syndicom in direkter Konkurrenz.

Interessenkonflikt war absehbar

Denn was passiert, wenn die Kommunikationsgewerkschaft Syndicom beschliesst, in einem Bereich auf den gelben Riesen zuzugehen, während die Unia hart bleiben will? Pardini wäre in einem Interessenskonflikt gestanden.

In der Unia-Medienmitteilung heisst es nur, Pardini wolle eine neue Herausforderung angehen und sich selbstständig machen.

Transfair-Kollege gibt Geld ab

Nimmt man das Jahr 2019 als Referenz, dann würde Pardini für sein Verwaltungsratsmandat bei der Post mit allen Nebenleistungen etwa 75'000 vergütet bekommen – für einen 12-Prozent-Job. Blättert man in den Post-Jahresberichten einige Jahre zurück, zeigt sich, dass die Vergütung rund 20'000 Franken höher lag.

Alt SP-Nationalrat Pardini ist einer von zwei Gewerkschaftsvertretern im Post-VR. Während Pardini für die Syndicom im Verwaltungsrat des gelben Riesen sitzt, bekleidet Swisspower-Chef Ronny Kaufmann das Amt für den Personalverband Transfair. Kaufmann muss zwei Fünftel des Lohns an die Transfair abgeben. Ob auch Pardini etwas an Syndicom abgeben muss und – falls ja – wie viel, war bis Redaktionsschluss nicht zu erfahren.

Brüederliwirtschaft

Corrado Pardini wird vorgeworfen, sein älterer Bruder Giorgio Pardini (62), der in der Syndicom-Geschäftsleitung sitzt, habe ihm den VR-Posten bei der Post verschafft.

Syndicom beharrt darauf, es habe ein faires Auswahlverfahren gegeben, und Giorgio Pardini sei dabei in den Ausstand getreten.


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