Bio liegt im Trend, wie ein Bericht des Bundesamts für Landwirtschaft zeigt. Nur: Ist auch überall Bio drin, wo Bio draufsteht? Recherchen der SRF-Sendung «Rundschau» lassen Zweifel daran aufkommen.
Obwohl Bio Suisse – der Verband der Biobauern mit dem bekannten Knospe-Label – gemäss Statuten auf den Einsatz von Gentechnik verzichtet, wurde Schweizer Bio-Küken praktisch flächendeckend ein gentechnisch veränderter Impfstoff gespritzt. Das Mittel schützt Bibeli vor der hochansteckenden Geflügelseuche Gumboro.
Genmittel reichert sich in Federansätzen an
Doch es reichert sich in den Federansätzen der Tiere an und lässt sich bis zur Schlachtung nachweisen, wenn auch in sehr geringen Mengen. Gemäss einer Tiermedizinerin würden die Spuren des gentechnisch veränderten Mittels spätestens beim Kochen zerfallen.
Gegenüber der SRF-Sendung spricht Bio-Suisse-Präsident Urs Brändli von einem «extremen Dilemma»: Tausende Tiere seien gestorben, die Seuche habe sich zudem schnell ausgebreitet. Daher habe man sich für das Tierwohl und damit für die Impfung entschieden. «Das war ein Notfall, wir mussten sofort handeln.»
Basis ist stocksauer
Dennoch ist bei der Basis von Bio Suisse nun Feuer im Dach. Die interne Geschäftsprüfungskommission findet, der Vorstand habe damit seine Kompetenzen überschritten. Denn gemäss den Richtlinien von Bio Suisse müssen auch Medikamente und Impfstoffe gentechfrei sein. Sie betrachtet die Zulassung des Mittels daher als unzulässig.
Zudem hagelt es Kritik an der Kommunikation: Der Vorstand habe den Entscheid aufgrund des «heiklen Themas bewusst» nicht breit kommuniziert. An der Delegiertenversammlung nächste Woche in Olten dürfte es deshalb hoch hergehen.
Glaubwürdigkeit in Frage gestellt
Kritik gibt es auch aus der Politik. Für SP-Nationalrätin Martina Munz (62, SH), Präsidentin der Schweizer Allianz Gentechfrei, stelle Bio Suisse damit die Glaubwürdigkeit des Labels in Frage. Was sie noch mehr nervt: «Man wollte das unter dem Deckel halten.» (sf)