Parmelin entschuldigt sich beim Volk
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Staatshilfe sei «Ruhekissen»:Parmelin entschuldigt sich beim Volk

Wegen «Faulheits-Vorwurf»
Parmelin entschuldigt sich beim Volk

Wirtschaftsminister Guy Parmelin hat in einem Interview gesagt, die Corona-Hilfe des Staats dürfe kein Ruhekissen sein. In der Romandie hat das für böse Kommentare gesorgt. Nun entschuldigt sich der Bundesrat.
Publiziert: 22.04.2020 um 08:04 Uhr
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Die Corona-Hilfe des Bundes dürfe nicht zum Ruhekissen werden, sagte SVP-Wirtschaftsminister Guy Parmelin.
Foto: Keystone

Seit dem Sonntag rumort es in der Romandie. Grund: ein Interview, das Bundesrat Guy Parmelin (60) der «Sonntagszeitung» und «Le Matin Dimanche» zur Corona-Krise gegeben hat. Darin sagte der Wirtschaftsminister: «Wir können mit den Abfederungsmassnahmen des Bundes auch niemals alle Ausfälle decken. Die Hilfe des Bundes soll nicht zum Ruhekissen werden. Darauf werden wir hinwirken.»

In «Le Matin Dimanche» hiess es statt Ruhekissen «oreiller de paresse» – ein ungleich stärkeres Wort, bedeutet «paresse» doch «Faulheit». Das führte vor allem in der Westschweiz zu bösen Reaktionen gegen den SVP-Bundesrat. Vor allem auf Twitter machten Romands ihrem Unmut Luft: Sie posteten beispielsweise Bilder von sich, wie sie sich trotz Krise auf dem «oreiller de paresse» ausruhen.

«Ich wollte niemanden verletzen»

Am Dienstagabend nun entschuldigte sich Parmelin in der Tagesschau des Westschweizer Fernsehens RTS «19h30» bei der Bevölkerung. «Ich wollte niemanden verletzen. Wenn ich das getan habe, bedaure ich das», so der Wirtschaftsminister.

Das Interview, erklärte er, sei auf Deutsch geführt worden – und da habe es wohl einen Übersetzungsfehler gegeben. Was er habe ausdrücken wollen, sei, dass Bundesrat und Verwaltung unermüdlich daran arbeiteten, die Folgen der Corona-Krise zu minimieren. Doch es werde der Moment kommen, wo es keine Hilfe vom Staat mehr geben könne.

Erinnerungen an die «Weltwoche»

Dass Parmelins Aussage in der Westschweiz zu einigem Aufruhr führte, ist verständlich – fühlten sich die Romands doch an eine «Weltwoche»-Titelseite von 2012 erinnert. Damals titelte die Zeitschrift von SVP-Nationalrat Roger Köppel (55): «Die Griechen der Schweiz. Warum die Romands weniger arbeiten und höhere Renten beziehen».

Damals reagierten viele Westschweizer Politiker, etwa der damalige Nationalrat und heutige Genfer Staatsrat Antonio Hodgers (44, Grüne), mit einem satirischen Gegenschlag – indem sie die Pose der «Weltwoche»-Illustration kopierten. Dass aber auch einer der ihren im Bundesrat – Parmelin ist schliesslich Waadtländer – das Klischee der faulen Romands bedient, verletzte besonders. (sf)

Coronavirus

Das Coronavirus beschäftigt aktuell die ganze Welt und täglich gibt es neue Entwicklungen. Alle aktuellen Informationen rund ums Thema gibt es im Coronavirus-Ticker.

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Wie kann ich mich schützen?

Wie reagiert die Schweiz auf das neue Virus?

Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) verfolgt die Entwicklung aufmerksam. Das BAG bereitet sich auf eine internationale Ausbreitung des neuen Coronavirus vor und steht mit allen relevanten Partnern in Kontakt. Die Informationen werden auf der BAG-Internetseite regelmässig aktualisiert.

Wie wird das Virus übertragen?

Übertragen wird das Coronavirus wie das Sars-Virus durch Tröpfcheninfektion, weshalb hustende und niesende Patienten hohe Ansteckungsgefahr bedeuten. Laut WHO soll die Inkubationszeit (Zeit zwischen Ansteckung und Ausbruch der Krankheit) zwei Tage bis eine Woche betragen.

Welches sind die Anzeichen?

Fieber, Kopfschmerzen, Halsschmerzen, Atemprobleme wie Kurzatmigkeit, Lungenentzündung.

Sind Schweizer betroffen?

In Wuhan, wo das Virus entdeckt wurde, leben acht Schweizer. Gemäss BAG sind keine Schweizer von der Krankheit betroffen.

Wie gross ist die Gefahr eines Imports nach Europa?

Obwohl direkte Flugverbindungen von Wuhan nach London, Paris und Rom existieren, schätzt das Europäische Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) das Risiko einer Einschleppung aktuell als moderat ein. Gleiches gilt für die Schweiz.

Darf man noch nach Wuhan reisen?

Da die chinesischen Behörden die Stadt Wuhan praktisch unter Quarantäne gestellt haben und die Verkehrsverbindungen nur noch teilweise genutzt werden können, wird von Reisen dahin abgeraten.

Wie kann ich mich auf Reisen schützen?

Bei Reisen nach China empfiehlt das BAG:

  • Gute persönliche Hygienemassnahmen wie regelmässiges Händewaschen
  • Meiden von Fischmärkten und Märkten, an denen lebendige oder tote Tiere und Vögel gehandelt werden
  • Kein Kontakt mit Tieren, insbesondere Geflügel und deren Exkrementen
  • Kein Kontakt mit Personen mit respiratorischen Symptomen
  • Eier und Fleisch nur gut durchgekocht essen

Wann gibt es einen Impfstoff?

Zurzeit gibt es keinen Impfstoff. Die globale Impfallianz Gavi rechnet damit, dass die Entwicklung eines Impfstoffes gegen die neue Lungenkrankheit mindestens ein Jahr dauern wird. Noch seien die Gefahren durch das Coronavirus auch schwer abzuschätzen, sagte der Gavi-Geschäftsführer und Epidemiologe Seth Berkley.

Wie reagiert die Schweiz auf das neue Virus?

Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) verfolgt die Entwicklung aufmerksam. Das BAG bereitet sich auf eine internationale Ausbreitung des neuen Coronavirus vor und steht mit allen relevanten Partnern in Kontakt. Die Informationen werden auf der BAG-Internetseite regelmässig aktualisiert.

Wie wird das Virus übertragen?

Übertragen wird das Coronavirus wie das Sars-Virus durch Tröpfcheninfektion, weshalb hustende und niesende Patienten hohe Ansteckungsgefahr bedeuten. Laut WHO soll die Inkubationszeit (Zeit zwischen Ansteckung und Ausbruch der Krankheit) zwei Tage bis eine Woche betragen.

Welches sind die Anzeichen?

Fieber, Kopfschmerzen, Halsschmerzen, Atemprobleme wie Kurzatmigkeit, Lungenentzündung.

Sind Schweizer betroffen?

In Wuhan, wo das Virus entdeckt wurde, leben acht Schweizer. Gemäss BAG sind keine Schweizer von der Krankheit betroffen.

Wie gross ist die Gefahr eines Imports nach Europa?

Obwohl direkte Flugverbindungen von Wuhan nach London, Paris und Rom existieren, schätzt das Europäische Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) das Risiko einer Einschleppung aktuell als moderat ein. Gleiches gilt für die Schweiz.

Darf man noch nach Wuhan reisen?

Da die chinesischen Behörden die Stadt Wuhan praktisch unter Quarantäne gestellt haben und die Verkehrsverbindungen nur noch teilweise genutzt werden können, wird von Reisen dahin abgeraten.

Wie kann ich mich auf Reisen schützen?

Bei Reisen nach China empfiehlt das BAG:

  • Gute persönliche Hygienemassnahmen wie regelmässiges Händewaschen
  • Meiden von Fischmärkten und Märkten, an denen lebendige oder tote Tiere und Vögel gehandelt werden
  • Kein Kontakt mit Tieren, insbesondere Geflügel und deren Exkrementen
  • Kein Kontakt mit Personen mit respiratorischen Symptomen
  • Eier und Fleisch nur gut durchgekocht essen

Wann gibt es einen Impfstoff?

Zurzeit gibt es keinen Impfstoff. Die globale Impfallianz Gavi rechnet damit, dass die Entwicklung eines Impfstoffes gegen die neue Lungenkrankheit mindestens ein Jahr dauern wird. Noch seien die Gefahren durch das Coronavirus auch schwer abzuschätzen, sagte der Gavi-Geschäftsführer und Epidemiologe Seth Berkley.

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