Wegen «erhöhter Bedrohungslage»
Armee probte den Ernstfall eines Gift-Anschlags am WEF

Der Kanton Graubünden fürchtete am WEF einen Chemiewaffenanschlag. Zum ersten Mal war deshalb ein ABC-Spezialteam in Davos.
Publiziert: 28.01.2019 um 17:49 Uhr
|
Aktualisiert: 20.12.2019 um 15:31 Uhr
1/7
Die Armee übte am WEF erstmals den Ernstfall eines Giftanschlags. Dazu wurde eine Patienten-Dekontaminationsstelle eingerichtet.
Foto: Schweizer Armee
RMS_Portrait_AUTOR_1049.JPG
Lea HartmannRedaktorin Politik

Über 4000 Armeeangehörige standen vergangene Woche in Davos GR und Umgebung im Einsatz, um die Sicherheit der Teilnehmer des World Economic Forum (WEF) zu gewährleisten. Aus Angst vor einem Giftanschlag gehörte erstmals in der Geschichte des Forums ein Chemiewaffen-Schutztrupp dazu, wie aus einem Bericht auf cuminaivel.ch, der WEF-Newsplattform des Militärs, hervorgeht. 

Das Detachement habe man auf Antrag des Kantons Graubünden eingesetzt, sagt Armeesprecher Jürg Nussbaumer auf Nachfrage von BLICK. Unter anderem ging man wegen des Nervengiftanschlags vergangenen Frühling im englischen Salisbury von einer «erhöhten Bedrohungslage» aus. 

Soldaten übten Notfall-Szenario

In einer Übung probten die Soldaten am Dienstag – Tag 1 des WEF – den Ernstfall. Für diesen hatte die Armee in Davos eine Patienten-Dekontaminationsstelle eingerichtet, in die Anschlagsopfer im Notfall als Erstes gebracht würden. Patient ausziehen, ihn mit lauwarmem Wasser und speziellen Lösungen reinigen: Schritt für Schritt wurde das Vorgehen geübt. Erst nach diesem Zwischenhalt dürfte ein Patient ins Spital gebracht werden. 

«Wir sind bereit für den Ernstfall», zieht Elia Fassora, Kommandant der zuständigen Sanitätskompanie, am Ende des Armeeberichts ein Fazit. Das stimmt allerdings nur bedingt.

Im Ernstfall müsste Kanton helfen

Bei den Soldaten im Dekontaminationszelt handelt es sich um Spezialisten der ABC-Abwehrtruppen der Armee. «Sie sind alle von Grund auf ausgebildet, mit ABC-Gefahren umzugehen», sagt Armee-Sprecher Nussbaum. Das trifft nicht auf alle Beteiligten zu. Die Soldaten, die den Testpatienten in der Übung vom Anschlagsort zur Dekontaminationsstelle brachten, haben keine spezielle Ausbildung.

Im Ernstfall hätten die ABC-Spezialisten des Bundes deshalb Hilfe vom Kanton Graubünden gebraucht. Ein «speziell vorbereitetes und geschultes Personal» der Bündner Rettungsdienste wäre zum Einsatz gekommen, sagt Nussbaum. An der Übung teilgenommen hat dieses Team aber nicht. 

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?