Wegen Drohungen macht Skandal-Satiriker Andreas Thiel Schluss
«Hacker gaben sich als mein Mami aus»

Er ist einer der umstrittensten Satiriker der Schweiz und wirft jetzt den Bettel hin: Im Interview mit BLICK sagt Andreas Thiel, wie er und sein Umfeld bedroht wurden. Und was das Ganze mit seinem Mami zu tun hat.
Publiziert: 06.10.2017 um 21:57 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 19:38 Uhr
Unbekannte hätten sein Telefon gehackt und sich als sein Mami ausgegeben, sagt Satiriker Andreas Thiel. Weil auch sein Umfeld bedroht werde, wirft er den Bettel hin.
Foto: SRF/Thomas Züger
Interview: Cinzia Venafro

BLICK: Andreas Thiel, Ihre Telefonnummer funktioniert nicht mehr – wieso?
Andreas
Thiel: Nachdem ich täglich mehrere Drohanrufe erhalten hatte, riet mir die Polizei, die Telefonnummer zu wechseln.

Wer hat Sie bedroht?
In diesem Fall hat man die Täter nicht ausfindig machen können. Sie gingen sehr professionell vor, spähten mein Umfeld aus und hackten sich dann mit einer Software ins Netz, die es ihnen erlaubte, mich unter Vortäuschung falscher elektronischer Identitäten anzurufen.

Wie muss man sich das vorstellen?
Das Display meines Smartphones zeigt beispielsweise einen Anruf meiner Mutter an. Ich sage fröhlich: «Hoi Mami», und am anderen Ende ist aber kein Mami, sondern ein Mann, der mit arabischem Akzent sagt: «Andreas, wir beobachten dich.» Die Hacker gaben sich also als mein Mami aus! Kurz darauf zeigt mein Display einen Anruf meines Managers. Ich frage «Was gibts?», und die Antwort kommt aber nicht von meinem Manager, sondern wieder von einem Mann mit dem gleichen Akzent: «Andreas, du musst aufpassen, was du sagst.» Auch mein Umfeld wurde bedroht: Selbst Theaterchefs, bei denen ich auftrat, wurden belästigt.

Bei Ihrem letzten Aufritt wurden Sie mit Eiern beworfen und angespuckt. Geben Sie wegen solcher Angriffe auf?
Weniger wegen der Angriffe gegen mich, als wegen der Drohungen gegen mein Umfeld. Wenn die Theaterleiter und die Zuschauer Angst haben müssen, dass es an meinen Vorstellungen zu gewalttätigen Szenen kommen könnte, dann muss man aufhören.

Sie haben bereits letztes Jahr verkündet, dass Sie aufhören. Jetzt wieder. Ist das nicht ein PR-Gag?
Die Gastspielverträge mit den Theatern werden ein bis zwei Jahre im Voraus gemacht. Was ich in dieser Saison noch spiele, sind also die letzten Verträge, die wir für mein altes Programm abgeschlossen haben. Neue Verträge haben wir nicht, und es gibt kein neues Programm.

Gibt es in der Schweiz keinen Platz für einen rechten Satiriker?
Doch, aber nur im Parlament, da sitzen die meisten. Ich hingegen bin ein Liberaler. Und dass einige Linke ein Problem damit haben, entbehrt nicht einer gewissen Ironie. Denn das Ideal des Liberalismus ist die Meinungsfreiheit. Das heisst, die Linken dürfen so viele Probleme mit mir haben, wie sie wollen.

Und wie geht es weiter mit Ihnen?
Ich trete weiterhin an Wirtschaftsveranstaltungen auf und publiziere umso mehr. Aber ich bin dabei, mich von den Theaterbühnen zu verabschieden.

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