Die Bundesräte haben eine kurze Nacht hinter sich. Kurz vor der Sommerpause ist die Landesregierung heute aufs traditionelle Schulreisli gegangen. Heuer war das Reisziel das Gantrischgebiet im Kanton Bern. Offenbar waren die Damen und Herren der Landesregierung auch schon nachts unterwegs, wie ein Tweet des Bundesratssprechers André Simonazzi zeigt.
Das Gantrischgebiet ist beliebt bei Sternguckern, weil es relativ wenig Lichtverschmutzung hat. Im Naturpark gibt es mehrere Sternwarten. Mit auf Wanderung sind denn auch zwei Nobelpreisträger: Michel Mayor (78) und Didier Queloz (54). Die beiden Anstronomen entdeckten 1995 den ersten extrasolaren Planeten, der um einen sonnenähnlichen Stern kreist. Sie erhielten dafür letztes Jahr den den Nobelpreis für Physik.
Übernachten in der ehemaligen Truppenunterkunft
Neben dem Sterngucken führte sich die Landesregierung Kultur zu Gemüte. Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga (60) führte in die Abegg-Stiftung, die sich der Sammlung, Konservierung und Restauration von Textilien verschrieben hat. «Kultur ist etwas, das wir alle lange vermisst haben» so Sommaruga. Die Stiftung verbinde das Lokale und das Globale auf eindrückliche Weise.
Sommaruga kam auch auf die steigenden Corona-Fallzahlen zu sprechen. Der Bundesrat wolle weiterhin eine «gute Balance zwischen Vorsicht und Lockerheit« finden, betonte sie. Die Landesregierung werde sich auch während ihrer Ferien absprechen und die Lage achtsam verfolgen. «Wenn es uns braucht, sind wir da.»
Dieses Jahr ist die Reise zweigeteilt. Der erste Teil startete am Donnerstag mit einer Klausur zur wirtschaftlichen Lage in der Schweiz und international. Übernachtet hat die Landesregierung im Berghaus Gurnigel, einer ehemaligen Truppenunterkunft. Der zweite Teil des Bundesratsausflugs ist für Herbst geplant. Noch offen ist, wie die Reise hingeht.
Vor den Ferien ist nach den Ferien
Das Bundesratsreisli ist der letzte offizielle Anlass vor den Sommerferien – danach ist Sommerpause. Und die ist, steigende Corona-Zahlen hin oder her, nach wie vor geplant, wie Simonazzi gegenüber BLICK sagt. Allerdings sind Ferien für Bundesräte nicht gleich Ferien, denn das Telefon darf nie ausser Reichweite sein: «Die Erreichbarkeit der Mitglieder des Bundesrates rund um die Uhr ist – wie jedes Jahr – sichergestellt.»
So sei der Bundesrat «jederzeit in der Lage, eine Sitzung durchzuführen». Falls das physisch nicht möglich sein sollte, auch auf elektronischem Weg. Sowohl bei Aussenminister Ignazio Cassis (59) als auch bei Sommaruga stehen im Sommer Dienstreisen im Ausland auf dem Programm. Man werde die Entwicklung der Corona-Lange eng verfolgen, versichert Simonazzi – «und sich bereit halten, Entscheide zu treffen, wenn die Situation es verlangt». (SDA/gbl)