Rund 70 000 Menschen sollen in der ost-kirgisischen Stadt Karakol von einer Zwölf-Millionen-Franken-Hilfe der Schweiz für die Wasserversorgung profitieren. Reservoirs wurden gebaut, das Versorgungsnetz saniert, eine Kundendatenbank aufgebaut. Doch zehn Jahre nach Projektstart ist die Bilanz ernüchternd. Dies zeigt ein neuer unabhängiger Evaluationsbericht zu den Infrastrukturprojekten des Staatssekretariats für Wirtschaft (Seco).
Das Karakol-Projekt könne nicht als wirtschaftlich bezeichnet werden, schreiben die Experten. Effizienz und Nachhaltigkeit seien «ungenügend».
Der Wasserbetrieb ist nicht in der Lage, Produktionsdaten oder einen simplen Wasserstand anzuzeigen, obwohl Wasserzähler installiert sind. Die Kundendatenbank ist schon veraltet. Nur 600 Kundenwasserzähler sind installiert, registriert sind 18 000 Haushalte. Das Wasser ist noch immer verschmutzt. Das Ziel, die Wasserversorgung in einen sich selber finanzierenden Dienstleister zu transformieren, ist trotz Projektverlängerung nach zehn Jahren nicht erreicht. Und dies, obwohl 2013 nochmals eine Million Franken nachgeschoben wurde.
Dennoch ist das Seco mit Karakol grundsätzlich zufrieden. Die Resultate im technischen Bereich seien erreicht. «Das Projekt war aber komplizierter und langwieriger, als gedacht», sagt Dagmar Vogel (47), Seco-Ressortleiterin Infrastrukturfinanzierung. Der Erfolg sei auch von Partnern abhängig. So sei etwa der Bau eines Wasserzulaufs der Asiatischen Entwicklungsbank verspätet.
Im Bericht haben die Experten 15 Infrastruktur-Projekte in fünf Ländern auf ihre betriebliche Entwicklung und Wirtschaftlichkeit hin untersucht. Neben guten Beispielen – etwa im albanischen Pogradec und dem tadschikischen Chudschand – gibt es weitere Probleme. So zeigte beim Wasserprojekt North Tajik in Tadschikistan ein Teil der Massnahmen schlicht «keine Wirkung», so der Bericht. So werde etwa die Zahlungssoftware nicht gebraucht, weil die lokalen Betriebe die Funktionalität und den Mehrwert in Frage stellen.
Fazit des Berichts: Nur die Hälfte der Projekte ist erfolgreich. Es hapert bei der Umwandlung der Infrastrukturbetriebe in kundenorientierte Dienstleister. Die Nachhaltigkeit ist fraglich.
Entweder braucht es also neue Finanzspritzen – oder die Wasserversorgungen verschlechtern sich wohl wieder. Die Schweizer Finanzhilfen drohen so mit der Zeit zu verpuffen.
Pro Jahr gibt das Seco für Infrastrukturprojekte 130 Millionen Franken aus – für Seco-Ressortleiterin Vogel gut investiertes Geld. Die Hilfsgelder seien nicht verloren, denn frühere Evaluationen hätten gezeigt, dass die Anlagen auch Jahre nach Fertigstellung in gutem Zustand seien – selbst wenn die Versorgungsfirma nicht kostendeckend arbeite.
Bei der betrieblichen Entwicklung gebe es aber noch Potenzial, sagt Vogel. Viele der Seco-Projekte seien in ehemals sozialistischen Ländern. «Da braucht es einen grösseren Effort, um eine betriebswirtschaftliche Sichtweise zu etablieren.» Das Seco ziehe aus dem Bericht Lehren. Es brauche mehr Unterstützung vor Ort und man müsse die Projekte über eine längere Dauer begleiten. «Wir sind bemüht, vermehrt grössere und umfassendere Projekte zu entwickeln», so Vogel.