Was Trump kann, kann Hugo Fasel schon lange
Töchterli-Wirtschaft bei der Caritas

Neben alt Nationalrat und Caritas-Direktor Hugo Fasel arbeiten auch seine Töchter für das grosse Schweizer Hilfswerk. Trotz interner Kritik sieht die Geschäftsleitung darin kein Problem.
Publiziert: 31.03.2017 um 14:32 Uhr
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Aktualisiert: 07.10.2018 um 12:10 Uhr

US-Präsident Donald Trump macht das Regieren zur Familiensache: Nach Schwiegersohn Jared Kushner hat er nun auch seine Tochter Ivanka ins offizielle Berater-Team geholt und sorgt damit weltweit für Kopfschütteln.

Nun, man muss nicht in die USA schauen, um auf solche Vetterli-Wirtschaft zu stossen. Ein Familienunternehmen ist auch die Schweizer Caritas. Direktor Hugo Fasel, alt CSP-Nationalrat, beschäftigt beim Hilfswerk seine eigenen Töchter: eine als Leiterin der Kleiderzentrale, die andere beim Empfang. Dies berichtet die «Weltwoche» in ihrer aktuellen Ausgabe. 

Interne Kritik 

Odilo Noti, Leiter Kommunikation und Marketing, sagt der Zeitschrift, dass die Anstellungen gemäss den Richtlinien der Caritas erfolgt seien: «Offene Stellen werden ausgeschrieben und nach einem vorgeschriebenen Verfahren besetzt.» Beide Frauen seien zudem auch nicht direkt dem Direktor – also ihrem Vater – unterstellt. Es habe daher auch keine interne Kritik an den Anstellungen gegeben. 

Doch das ist falsch, wie die «Weltwoche» schreibt. Unmittelbar nach der Einstellung der Fasel-Töchter sei ein Schreiben des Personalverbandes an die Geschäftsleitung gegangen, dieser halte die Anstellungen für «problematisch» und «schwierig»: Denn die Töchter hätten mit Vorurteilen zu kämpfen, während andere Mitarbeitende befangen seien und sich in Sitzungen nicht mehr trauten, «kritische Äusserungen vorzubringen, da z. B. die Tochter des Direktors mit am Tisch sitzt».

«Hoher moralischer Massstab»

Bei der Geschäftsleitung der Caritas kam diese Kritik nicht an. Die Rekrutierungen seien professionell und nach den Regeln des Bereichs Personal erfolgt, schrieb sie dem Personalverband. Hugo Fasel sei in beiden Fällen in keiner Weise involviert gewesen. «Vor diesem Hintergrund hat die Geschäftsleitung keine Veranlassung, die Ergebnisse der beiden Rekrutierungsprozesse in Frage zu stellen.»

Auch wenn Stellenbesetzungen mit Verwandten möglich und legal seien, so der Personalverband, seien sie nicht sehr geschickt, weil bei Caritas «ein hoher moralischer Massstab von innen und aussen angesetzt wird».

Die Caritas gehört mit einem 95-Millionen-Franken-Budget und über 300 Mitarbeitern zu den grössten Hilfswerken des Landes. Der Hauptsitz befindet sich in Luzern. Ex-Gewerkschafter Fasel ist seit 2008 Caritas-Direktor. (sf)

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