Die Redaktion der Schweizer Nachrichtenagentur SDA ist am Dienstagnachmittag in einen Warnstreik getreten . Von 14 bis 17 Uhr legten die Journalisten, die die Schweizer Medien mit Agenturmeldungen versorgen, ihre Arbeit nieder. Mit Transparenten, auf denen « sad sda » (engl. traurige SDA ) oder «ausgePRESSt» stand, und lautem Pfeifen wollten sie ein starkes Signal an ihre Direktion aussenden.
Die Geschäftsleitung hatte Anfang Jahr angekündigt, bis Ende Monat rund 36 Stellen abzubauen, respektive Kündigungen und Pensenreduktionen für 88 Mitarbeiter auszusprechen. In diesem Tagen laufen Gespräche mit allen Angestellten, wie ein Leak-Account von SDA-Mitarbeitern auf Twitter gepostet hat.
Die Journalisten wehren sich gegen diesen massiven Stellenabbau. Sie traten geschlossen in den Streik, obschon sie die Direktion noch am Mittag gewarnt hatte . «Nein, wir bilden uns nicht ein, dass die (Medien) welt zusammenbricht, wenn wir eine Protestpause machen. Das wird sie nicht, zumal die SDA-Ressortleiter einspringen. Werden wir kaputtgespart, wird aber etwas fehlen. Es sei denn, man mag lieber ‹fake news › als Informationen», heisst es auf @Inside_sda .
Während die Basis streikte, arbeitete die SDA-Führung an Gegenmassnahmen. Man will vermeiden, dass die Redaktion den SDA-Kanal «zweckentfremdet». «Über den Nachrichtenkanal der SDA dürfen nur Meldungen gemäss den üblichen journalistischen Kriterien verbreitet werden», heisst es im Mail, das dem Branchenportal «persoenlich.com» vorliegt. Alle Meldungen müssten ab sofort und bis auf weiteres durch die Redaktionsleitung freigegeben werden.
Doch dies hatten die Journalisten auch gar nicht vor, wie die Redaktionskommission betont. Mit dem Streik wollten sie vielmehr erreichen, dass die Öffentlichkeit ihre Forderungen wahrnimmt und sich der Notwendigkeit einer medialen Grundversorgung in der Schweiz bewusst wird.
Unterstützung erhielten sie dabei von zwei Nationalräten, Matthias Aebischer (50) von der SP und Regula Rytz (55) von den Grünen sowie von ex-Bundesratssprecher Oswald Sigg (73). Alle drei beurteilten den Service Public durch die SDA als unverzichtbar sowie die geplante Massenentlassung als unverständlich.
An der Versammlung der Streikenden nahmen zudem der Schriftsteller und Ex-SDA-Redaktor Alex Capus (56) sowie der Patent-Ochsner-Sänger Büne Huber (55) teil. Auf der Plattform «Campax» wiederum sammeln SDA-Freunde Unterschriften, damit Medienministerin Doris Leuthard die Agentur rettet. (sf/bö/awi)
Update: Um 17.05 Uhr wurde der Streik für beendet erklärt. «Themen und Meldungen, welche in den vergangenen drei Stunden nicht behandelt wurden, werden nicht zwingend aufgearbeitet», heisst es in der Meldung.