Die US-Gesundheitsbehörde FDA spricht von einer Epidemie. Innert eines Jahres ist die Zahl der Schüler, die rauchen, in den USA um knapp 40 Prozent gestiegen. Eine Zunahme, die vor allem auf den E-Zigaretten-Boom zurückgeht, und ganz besonders auf den Erfolg einer bestimmten Marke: Juul. Die E-Zigi aus Kalifornien, die wie ein USB-Stick aussieht, hat den Markt in den USA im Sturm erobert. Mit ihrem Marketing spricht die Marke dabei ganz besonders junge Raucher an, was heftige Kritik ausgelöst hat.
Auch in der Schweiz ist Juul auf dem Vormarsch. Seit Ende letzten Jahres sind die Dampfgeräte und die dazugehörenden nikotinhaltigen «Pods» in unterschiedlichen Geschmacksrichtungen in der Schweiz erhältlich, Vertriebspartner ist der Kioskbetreiber Valora.
Ärzte warnen vor Schäden
Schweizer Ärzte sind ob des Markteintritts alarmiert. In einem Brief wenden sich nun fast 40 Mediziner, die meisten von ihnen in leitender Funktion, sowie mehrere Gesundheitsorganisationen an die Gesundheitskommissionen des Parlaments. Sie warnen eindringend vor neuen Tabakprodukten wie Juul. Die «erwarteten Schäden» würden «alles andere als geringfügig sein», wenn der Staat zulasse, «dass solche Produkte die Nikotinsucht im besonders empfindlichen Gehirn der Jugendlichen verankern», heisst es im Brief, der BLICK vorliegt.
Die Ärzte fordern deshalb ein umfassendes Werbe- und Sponsoring-Verbot für Juul und ähnliche Produkte. Es gehe um den Schutz der Gesundheit der Schweizer Bevölkerung. Verfasst hat den Brief im Namen seiner Kollegen Rainer M. Kaelin, Arzt für Innere Medizin und Pneumologie und ehemaliger Vizepräsident der Lungenliga Schweiz.
Juul wehrt sich
Mit dem Brief hoffen die Mediziner, die Gesundheitspolitiker des Ständerats zu überzeugen. Diese beraten morgen Dienstag das neue Tabakproduktegesetz. Eine erste Version des Gesetzes hatte das Parlament 2016 an den Bundesrat zurückgewiesen, weil ihm die geplanten Werbeverbote zu weit gingen. Aus dem zweiten Entwurf kippte der Bundesrat nach erfolgreichem Lobbying der Tabakindustrie schliesslich ein Werbeverbot für Tabakprodukte in Kinos, auf Plakaten und in Zeitungen. Was das Gesetz aber noch immer enthält, ist ein Verkaufsverbot für Tabakprodukte – auch von E-Zigaretten – an Minderjährige.
Juul selbst wehrt sich gegen den Vorwurf der Ärzte, speziell auf Jugendliche abzuzielen. Man nehme vielmehr eine Vorreiterrolle ein in Sachen Jugendschutz, sagt Geschäftsführer Jonathan Green. Er verweist zudem darauf, dass es auch Mediziner gibt, die E-Zigis wie Juul für eine weniger schädliche Alternative zu herkömmlichen Zigaretten halten. Auch der Bundesrat hielt fest, dass «nach heutigem Kenntnisstand» E-Zigaretten «weniger gesundheitsschädigend als Tabakzigaretten» sind.
Heute gibt es eine Gesetzeslücke
Derzeit herrscht in der Schweiz eine Gesetzeslücke, was E-Zigaretten betrifft. Seit einem Grundsatzurteil des Bundesverwaltungsgerichts von letztem April dürfen nikotinhaltige E-Zigis auch an Minderjährige verkauft werden, sofern sie die technischen Anforderungen eines EU- oder EWR-Mitgliedsstaats erfüllen. Das ist zum Beispiel bei Juul der Fall. Die Branche hat sich letzten Herbst aber freiwillig auf einen Kodex geeinigt. Er sieht ein Verkaufsverbot für Minderjährige vor, ebenso wie ein Verbot für Werbung, die speziell auf unter 18-Jährige zielt. Auch Juul hat sich dem Kodex angeschlossen.
Verschiedenste Gesundheits- und Jugendschutzorganisationen haben zudem bereits eine Initiative lanciert, um ein schärferes Werbeverbot durchzusetzen. Die Unterschriftensammlung läuft noch bis diesen September.
Tausende Jugendliche in den USA sind schon süchtig nach der Hipster-Zigi Juul. Auch in der Schweiz schlagen Ärzte Alarm – mit einem Warnbrief an die Gesundheitskommission. Wie können wir in der Schweiz dem gefährlichen Trend entgegenwirken? Schreiben Sie Ihre Meinung in die Kommentarspalte.
Tausende Jugendliche in den USA sind schon süchtig nach der Hipster-Zigi Juul. Auch in der Schweiz schlagen Ärzte Alarm – mit einem Warnbrief an die Gesundheitskommission. Wie können wir in der Schweiz dem gefährlichen Trend entgegenwirken? Schreiben Sie Ihre Meinung in die Kommentarspalte.