Luzerner und Tessiner Regierung kein Männerklub mehr
Maudet mit einem Bein zurück in Regierung

Am Sonntag wurde in drei Kantonen neu gewählt. Während in Luzern und im Tessin die Frauen in Fokus standen, überrascht in Genf ein alter Bekannter.
Publiziert: 02.04.2023 um 12:25 Uhr
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Aktualisiert: 02.04.2023 um 22:56 Uhr
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Michaela Tschuor wurde in den Regierungsrat von Luzern gewählt.
Foto: KEYSTONE/URS FLUEELER

Acht Jahre lang mussten die Frauen in Luzern warten, nun sind sie wieder im Regierungsrat vertreten. Mitte-Politikerin Michaela Tschuor (45) schaffte – neben den zwei bisherigen Fabian Peter (47, FDP), Reto Wyss (57, Mitte) – den Sprung in die Regierung. «Es ist ein unglaubliches Gefühl», sagt Tschuor der «Luzerner Zeitung». Die Kantonsregierung werde jetzt weiblicher. «Ich bringe ganz sicher ein wenig frischen Wind und den familiären Aspekt mit. Ich glaube, das tut der Luzerner Regierung und der Bevölkerung gut.»

Im Jahr 2023 könnte man meinen, eine gleichberechtigte Vertretung sei auch in den kantonalen Regierungen selbstverständlich. Doch auch im Kanton Tessin gab es bislang eine reine Männerregierung. Mit Marina Carobbio (56, SP) ändert sich das. Die Ständerätin und ehemalige Nationalratspräsidentin kehrt Bundesbern den Rücken und wird gemäss Hochrechnungen von RSI in die Regierung des Südkantons gewählt. Die ausgebildete Ärztin ist erst die vierte Frau in der Tessiner Exekutive. Seit dem Rücktritt von Laura Sadis 2015 suchte man eine Frau dort vergeblich.

Trend fortgesetzt

Die Resultate aus Luzern und dem Tessin setzen einen Trend fort: Im März wurde Katrin Alder (53, FDP) in die Regierung von Appenzell Ausserrhoden gewählt, im Kanton Graubünden schaffte Mitte 2022 Carmelia Maissen (46, Mitte) den Einzug in die Exekutive, und im Zürcher Regierungsrat stellen Jacqueline Fehr (59, SP), Natalie Rickli (46, SVP), Silvia Steiner (65, Mitte) und Carmen Walker Späh (65, FDP) sogar eine weibliche Mehrheit.

In anderen Kantonen ist man weit davon entfernt. Noch immer gibt es die Männer-Regierungen, zum Beispiel im Kanton Uri: Im Gremium um Landhalter Urs Janett (46, FDP) sitzen nur männliche Vertreter. Nur ein Problem der kleinen Kantone? Nein. Auch im Regierungsrat des Kantons Aargau sucht man vergeblich nach einer Frau. Gleiches gilt für den Kanton Wallis: Betrachtet man die Bilder auf der Regierungshomepage, schaut man in fünf Männergesichter. Mit Monique Albrecht (55) gibt es seit Februar immerhin eine Staatskanzlerin.

Das war nicht immer so: 2014 gab es keinen einzigen Kanton ohne Frauenvertretung, schreibt das Wissenschaftsportal «De Facto».

Maudet überrascht mit Rang fünf

Der Plan des ehemaligen Genfer FDP-Staatsrats Pierre Maudet (45) war klar: Er wollte – nach seinem Rausschmiss aus der FDP – mit seiner neu gegrün­deten Bewegung «Freiheit und soziale Gerechtigkeit» – die Genfer Wahlen aufmischen. Und damit zurück in die Politik.

Gemäss den provisorischen Ergebnissen ging Maudets Poker auf. Seine Liste erreichte auf Anhieb 8,7 Prozent der Stimmen und käme auf zehn Sitze im Kantonsparlament. Maudet selber lag bei den Regierungsratswahlen mit 30 108 Stimmen auf Platz fünf.
Nur: Ob das Maudet-­Comeback erfolgreich sein wird, ist noch keineswegs ­sicher. Beim zweiten Wahlgang Ende April werden die Karten neu gemischt. Niemand erreichte gestern das absolute Mehr von 47 491 Stimmen.

Maudet war Ende Oktober 2020 nach einer Affäre um eine Luxusreise nach Abu Dhabi 2015 aus dem Staatsrat zurückgetreten. Laut einem Urteil des Bundesgerichts von Ende Oktober 2022 machte sich Maudet bei dieser Reise und dem Besuch des Formel-1-Grand-Prix der Vorteilsannahme schuldig. (bro/oco)

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