«Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr», besagt ein Sprichwort. Wenn es nach der nationalrätlichen Bildungskommission geht, bleibt das so: Sie hat gestern einen Vorstoss von SP-Nationalrat Matthias Aebischer (50) versenkt, der forderte, dass Kinder ab ihrer Geburt gefördert werden sollen.
BLICK weiss: Es waren ausgerechnet Bildungspolitiker der selbst ernannten Familienpartei CVP, die den Vorstoss abgewiesen haben. Ihre offizielle Begründung, das Anliegen könne «nicht ganzheitlich angegangen» werden, klingt esoterisch. Und: Eine punktuelle Unterstützung – diskutiert wurde eine Anschubfinanzierung für kantonale Projekte – würde zusätzliche Kosten verursachen oder zulasten der heutigen Kinder- und Jugendförderung gehen.
Die Weichen werden früh gestellt
Das heisst konkret: Kleinkinder sind der CVP weniger wert als Jugendliche. Dabei sind sich Bildungsexperten einig, dass die Weichen für die Zukunft in den frühen Kinderjahren und nicht erst ab dem Kindergartenalter gestellt werden. Wer will, dass alle Kinder beim Schuleintritt die gleichen Chancen auf Erfolg haben, muss früh dafür sorgen. Vor allem bei jenen Kindern, deren Eltern sie aus finanziellen oder sozialen Gründen weniger fördern können.
Ob sich eine Familie einen Kita-Platz oder regelmässige Besuche in einer Spielgruppe leisten kann, kommt auf den Wohnkanton und die Gemeinde an. Gerade Kinder in Familien, die an der Armutsgrenze leben, bleiben auf der Strecke. Das führt dazu, dass Fünfjährige noch Windeln tragen oder nicht einmal einen Purzelbaum schlagen können, wie Kindergärtnerinnen berichten. Würden diese Kinder früher gefördert, könnten sie ohne diese Defizite starten.
Noch hat die CVP eine Chance
Es ist aber noch nicht alles verloren: Dank eines Antrags, die SP-Nationalrat Adrian Wüthrich (38) eingereicht hat und die sogar FDP-Politiker unterstützen, kann der Nationalrat über den Vorstoss entscheiden. «Dann hat die CVP noch eine Chance, für die Familien Partei zu ergreifen», so Wüthrich.