Von Kurz-Beratung bis stationäre Therapie – das Blaue Kreuz erklärt
Das erwartet Buttet in der Alk-Kur

Erst Stalking-Vorwürfe, dann Alkohol-Therapie: Yannick Buttet hat seine politischen Ämter niedergelegt. Nun erwartet ihn der Entzug und jede Menge Gespräche.
Publiziert: 04.12.2017 um 19:28 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 05:30 Uhr
Will seinen Alk-Konsum in den Griff kriegen: Yannick Buttet, hier im Gespräch mit zwei Damen.
Foto: FLICKR/YBUTTET

Nach den Stalking-Vorwürfen geht der Walliser CVP-Mann Yannick Buttet (40) in Deckung. Per Anwalt liess er mitteilen, dass er als Vize-Präsident der CVP Schweiz zurücktritt und sein Nationalratsmandat ruhen lässt. Und: Er begibt sich in ärztliche Behandlung, um seinen Alkoholkonsum in den Griff zu bekommen.

Dass erst etwas passieren muss, bevor sich Menschen mit Alkoholproblemen in Therapie begeben, kennt Philipp Frei von der Organisation Blaues Kreuz nur zu gut. «Ich habe selten erlebt, dass Suchtkranke sich eingestehen, ein Problem zu haben. Viele kommen nicht aus eigenen Stücken zu uns, sondern auf Wunsch von Dritten. Es braucht erstmal Druck von aussen, um zu verdeutlichen, dass ein Problem vorliegt», sagt er zu BLICK. 

Keiner kann gezwungen werden

Je nachdem wie schwer die Sucht ist, muss zuerst ein Entzug unter medizinischer Aufsicht erfolgen. Die Therapie beginnt dann mit einem Erstgespräch, wie eine Art Bestandesaufnahme: Wie geht es der Person? Gibt es Folgeprobleme durch die Alkoholsucht wie Jobverlust, Gewalttätigkeit oder die Abhängigkeit von anderen Substanzen? «Aufgrund dieses Gesprächs kann das weitere Vorgehen gemeinsam bestimmt werden. Dieses kann sehr unterschiedlich aussehen: von der Kurzberatung mit drei bis fünf Treffen bis hin zu stationären Therapien ist alles möglich», erklärt Frei.

Doch der Suchtkranke muss auch eine Veränderung wollen. «Der Kampf gegen die Sucht ist ein gemeinsamer. Berater können nur beraten, aber nicht den Süchtigen zu einer Therapie zwingen.»

Philipp Hadorn, Nationalrat SP und Präsident des Blauen Kreuzes, ist für ein gesundes Mass an Alkohol und eine Sensibilisierung für die Gefahren.
Foto: Zvg

Ab wann eine Sucht beginnt, ist schwer zu definieren. Denn oftmals ist der Prozess schleichend. Deswegen rät Philipp Hadorn (50), Präsident des Blauen Kreuzes, auch zur Selbstbeobachtung: «Wenn ein Apéro nur dann als gelungen gilt, wenn Alkohol fliesst, stimmt etwas nicht mehr. Viele Menschen haben Mühe, Alkohol massvoll zu geniessen. Nicht wenige waren oder sind alkoholabhängig.»

Politiker haben es dabei besonders schwer und sind gefährdeter für Alkoholismus, weiss Hadorn, der für die SP im Nationalrat sitzt. Wer einen Hang zum Alkoholismus habe, dem würden viele Gelegenheiten geboten, zu trinken. Deswegen ist Hadorn der Meinung, dass Anlässe und Empfänge am Vormittag ohne Alkohol auskommen sollten. Denn: «Veranstalter können ja attraktive alkoholfreie Alternativen anbieten, auch damit lässt es sich feiern.» (jmh)

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