Auf einen Blick
- Neue Studie zeigt Fachkräftemangel im Sozialbereich mit hoher Fluktuation
- Arbeitsbelastung ist häufigster Kündigungsgrund, gefolgt von Lohnvorstellungen und Neuorientierungswunsch
- Fluktuationsrate lag 2023 bei 22 Prozent, über dem schweizweiten Durchschnitt
Eine neue Studie zum Fachkräftemangel im Sozialbereich ist erschienen. Diese umfasst Arbeitnehmende in den Bereichen Betreuung und Begleitung, Beratung und Förderung sozialer Teilhabe. Insgesamt wurden 1700 Arbeitgebende befragt. Das Fazit der Studie ist deutlich: Häufige Wechsel, kurze Verweildauer und Kompromisse bei der Neubesetzung von Stellen. Die Herausforderungen für die Arbeitgebenden im Sozialbereich sind zahlreich.
Die Fluktuationsrate der Betriebe lag 2023 laut der Studie bei 22 Prozent und somit über dem schweizweiten Durchschnitt. Fluktuationsrate zeigt, wie viele Angestellte im Verhältnis zur gesamten Mitarbeiterschaft pro Jahr das Unternehmen verlassen haben. Die höchste Fluktuationsquote hatten derweil Betriebe aus dem Bereich der familien- und schulergänzenden Kinderbetreuung. Und der Anteil an Angestellten, die länger als fünf Jahre im selben Betrieb arbeiteten, lag bei nur 38 Prozent.
Unterschiede zeigten sich dabei zwischen den Sprachregionen: Vor allem in der Deutschschweiz gab es mehr Arbeitnehmende, die weniger als drei Jahre im selben Betrieb gearbeitet hatten. In der französischsprachigen und der italienischsprachigen Schweiz hingegen gab es grössere Anteile von Arbeitnehmenden, die länger als zehn Jahre im selben Betrieb blieben.
Zu hohe Arbeitsbelastung
Der am häufigst genannte Kündigungsgrund war die Arbeitsbelastung. Darauf folgten Lohnvorstellungen und der Wunsch nach Neuorientierung, wie es weiter heisst. In vertiefenden Interviews zeigte sich zudem, dass unter dem Begriff Arbeitsbelastung je nach Arbeitsfeld unterschiedliche Themen zusammengefasst werden. Bei der Betreuung dominieret die Kombination von physisch intensiver Arbeit mit hoch sensiblen Personen zu einer belastenden Arbeitsatmosphäre.
Die Betriebe fänden es auch zunehmend schwieriger und aufwändiger, geeignetes Personal zu finden. Aktuell könnten trotzdem 90 Prozent der ausgeschriebenen Stellen besetzt werden, 60 Prozent fristgerecht und mit der gewünschten Qualifikation. Vor allem die kleineren befragten Betriebe hatten 2023 einen hohen Anteil der Stellen ausgeschrieben: 60 Prozent der Stellen mussten neu besetzt werden. Bei Betrieben mit mehr Arbeitnehmenden sank der Anteil der neu zu besetzenden Stellen.
Mehr Fachkräfte als 2016
Aus den öffentlichen Statistiken wurde ersichtlich, dass sowohl die Anzahl der Betriebe als auch die Beschäftigtenzahl im Sozialbereich seit 2016 wuchs. Auch bei den Ausbildungsabschlüssen wurde ein Wachstum verzeichnet - im Vergleich mit anderen Branchen gar ein überdurchschnittliches. Zudem waren 70 Prozent der Angestellten Fachkräfte und verfügten über einen Abschluss in einem sozialen oder in einem verwandten Beruf. Somit sank der Anteil an Personen ohne formalen Abschluss im Sozialbereich im Vergleich zu 2016 um zehn Prozentpunkte.