Video-Wahlkampf im Hauptstadt-Kanton
Bern macht sich zum Affen

Auf «TeleBärn» kämpfen die Berner Nationalratskandidaten mit Videos um Wählerstimmen. Das hat auch seine Tücken.
Publiziert: 11.08.2015 um 16:40 Uhr
|
Aktualisiert: 05.10.2018 um 20:58 Uhr

«Wenn du nicht selber kochst, wirst du gekocht!», zieht SP-Nationalrat Corrado Pardini in einem selbst produzierten Video Fazit über das politische Gebaren im Bundeshaus.

Während Pardini seinen Zuschauern Spaghetti «Corrado» kocht, philosophiert er über Parallelen zur Bundespolitik – und kommt zum Schluss, dass nur die Linke ein gesundes Menü auftischt, während der Bevölkerung mit einer rechtsbürgerlichen Politik nur noch hartes Brot droht.

Dutzende Video-Bewerbungen

So wirbt Pardini um Stimmen für die Nationalratswahlen im Herbst. Und mit ihm Dutzende weiterer Berner Kandidatinnen und Kandidaten. Der Regionalsender «TeleBärn» lockt sie nämlich mit einer speziellen Wahl-Aktion aus der Reserve. 

Unter dem Motto «Bewerbung als Nationalrat» stellt er die Bewerbungsvideos der Kandidaten auf seiner Plattform online. Dort können die Zuschauer für ihr Lieblingsvideo oder ihren Lieblingspolitiker voten.

Wer am Schluss am meisten Publikumsstimmen auf sich vereint, darf an einem halbstündigen Wahltalk auf «TeleBärn» teilnehmen. Allerdings wird bei der Verteilung auch noch die bisherige Parteienstärke berücksichtigt.

Zahlreiche Politiker haben sich von der Aussicht auf die Talk-Plattform jedenfalls inspirieren lassen und teils originelle Videos eingeschickt. Zu den professionell produzierten Videos gehört eben jenes von Pardini.

JSVP-ler mit Unfall

Gemäss dem Zwischenstand von heute Mittag schafften es zwei Kandidaten der Jungen SVP zwischenzeitlich auf Platz 1. Sie inszenieren mit einem «EU-Auto», welches auf ein Landwirtschaftsfahrzeug auffährt, einen kleinen Unfall. Ihr «Freiheits-Wagen» indessen kommt ungeschoren davon. Ihre Quintessenz: So kommt es eben, wenn die Richtung nicht stimmt.

In die vorderen Ränge schaffte es auch BDP-Generalsekretärin Nina Zosso, welche «Drei Haselnüsse für Aschenbrödel» als Anregung nimmt, um den Zuschauern ihre drei politischen Wünsche nahezubringen. Dabei tritt sie nicht nur in einem märchenhaften Kleid, sondern auch im Pyjama auf.

Viele Videos kommen aber auch hausbacken und handgestrickt daher, indem die politischen Botschaften mehr oder weniger einfach heruntergeleiert werden.

Nicht einmal im Bild erscheint SP-Nationalrat Alexander Tschäppät. Sein Video zeigt ein Augentest-Schild, auf welchem der Name Tschäppät immer kleiner wird. Seine Botschaft: «Weitsichtige wählen Alexander Tschäppät. Kurzsichtige auch.»

Wettkampf mit Tücken

Der Wettkampf hat auch seine Tücken. Denn wenn ein Fehler passiert, weiss das rasch die gesamte Community. So stolpert SVP-Nationalrätin Nadja Pieren über einen Tippfehler. Sie will die Zuwanderung «begernzen» statt «begrenzen». Und bei Pardini «erhälst Du» sein Spaghetti-Rezept auf Anfrage per Mail – laut Duden müsste es «erhältst Du» heissen. 

Gekürt werden die Sieger übrigens am 28. August um 12 Uhr. (rus)

Fehler gefunden? Jetzt melden

Was sagst du dazu?