Er könnte jetzt der grosse Lenker und Organisator sein. Und man würde das unserem gmögigen Wirtschaftsminister auch gönnen. Doch stattdessen verheddert und verstolpert sich Johann Schneider-Amman wieder einmal. Und beginnt ohne Not eine Diskussion über Löhne.
Am Rande des WEF in Davos forderte der FDP-Bundesrat in einem Interview mit dem «Tages-Anzeiger» die Sozialpartner auf, über Arbeitszeiten, Zulagen und eben Löhne zu sprechen. Ohne Kostensenkung verliere man Jobs. Schneider-Ammann spricht zwar auch über «Rahmenbedingungen und Bürokratieabbau». Und er lässt postwendend korrigieren: Er wolle jetzt eben nicht Löhne senken.
Zu spät. Wer als Wirtschaftsminister wenige Tage nach diesem Nationalbankentscheid das Wort «Löhne» in den Mund nimmt, hat verloren.
Wirtschaftsminister verliert Nerven
Die Kritik von links ist massiv. «Der Wirtschaftsminister verliert offenbar die Nerven», sagt SP-Chef Christian Levrat. Er sei nicht mehr nur zuständig für die Ammann Group. «Ich verspreche eine brutale Gegenkampagne, falls Schneider-Ammann die Löhne ins Visier nimmt.» Gewerkschafter Corrado Pardini sieht schon den Arbeitsfrieden in Gefahr.
Bitter für den Berner Magistraten: Die Wirtschaftsfreunde halten sich vornehm zurück. Lohnkosten seien zwar immer ein Thema, so Economiesuisse-Präsident Heinz Karrer: «Aber die Lohnfrage muss man sehr sorgfältig angehen.» Für ihn seien wirtschaftspolitische Fragen wie die Sicherung der bilateralen Verträge wichtig.
SVP-Nationalrat Thomas Matter stichelt zwar gegen SP und Gewerkschaften: «Man muss aufhören mit den Luxusproblemchen der Linken.» Aber er findet auch, Löhne seien Sache der einzelnen Unternehmen. Die Politik solle die Rahmenbedingungen verbessern.
Vielleicht sollte sich unser Wirtschaftsminister nicht nur mit Wirtschaftsbossen am WEF im abgeschotteten Davos austauschen. Vielleicht sollte er wieder vermehrt mit Büezern sprechen. Und statt der Lohnkosten sollte Johann Schneider-Ammann einmal die überhöhten Preise der Importeure ins Visier nehmen.