Der Wahlkampf läuft, erste Politiker lächeln von Plakaten. Am Wochenende hat die Berner FDP ihre Kampagne eingeläutet. Im Fokus steht dabei auch Claudine Esseiva. Die Generalsekretärin der FDP-Frauen will in den Ständerat. Gegen die Bisherigen Hans Stöckli (SP) und Werner Luginbühl (BDP) sowie SVP-Wahlkampfleiter Albert Rösti hat sie einen schweren Stand. Umso mehr, als die FDP von der Wirtschaft im Stich gelassen wird. Der mächtige Berner KMU-Verband unterstützt nur die Kandidaten von SVP und BDP. Dabei schneidet die FDP-Kandidatin im Rating des Verbands besser ab (Rang 20) als Rösti (Rang 44). Die Klassierungen basieren auf einem Fragebogen, mit dem Wirtschaftsverbände abklären, wie wirtschaftsfreundlich die Kandidaten sind.
FDP-Politiker sind stinksauer. Nationalrat Christian Wasserfallen sagt, die Umsetzung der Masseneinwanderungs-Initiative sei die grosse Herausforderung der nächsten Legislatur. «Deshalb ist es schon sehr fragwürdig, dass das Gewerbe Esseiva nicht, dafür aber Albert Rösti unterstützt.»
Toni Lenz, Präsident des KMU-Verbands, erklärt: «Dass Rösti in Fragen der bilateralen Verträge einen fundamental anderen Standpunkt vertritt als die Verbandsleitung, müssen wir akzeptieren.» Das Ziel sei eine bürgerliche Doppelvertretung.
«Wir schätzen die Situation so ein, dass Rösti und Luginbühl die besten Chancen haben, den SP-Sitz zu erobern», so FDP-Mitglied Lenz. Hinzu komme, dass Esseiva nicht Verbandsmitglied sei. Der Verband habe dennoch diskutiert, ob man die 36-Jährige unterstützen soll. «Die Delegierten haben sich dagegen entschieden», sagt er.
Den Unterstützungsantrag hatte Verbandsmitglied Christian Wasserfallen gestellt – ohne Erfolg. Nach Publikation des Ratings findet der Vize der FDP Schweiz: «Der KMU-Verband hat eine grosse Chance vergeben. Die FDP ist die Wirtschaftspartei schlechtin, aber das wird leider nicht honoriert.»
Esseiva sagt, es habe sie «irritiert», dass der Verband sie nicht unterstütze. «Und es befremdet mich sehr, dass er einen SVP-Hardliner unterstützt, der mit wirtschaftsfeindlichen Initiativen dem Wirtschaftsstandort Schweiz immens schadet.»